Sebastian Kurtenbach
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ilden. Solche haben individuell eigene Leistungsmöglichkeiten und Zugangsvoraussetzungen.<br />
Zudem sind sie auf Face-‐to-‐Face-‐Kontakte angewiesen, was z.B. auch für Kreative und nicht nur<br />
für armutsgefährdete Bewohner gilt (vgl. Heider 2011 S. 139). Durch Segregation (ob passiv<br />
oder aktiv) werden demnach ähnliche kulturelle Strukturen gebildet, die häufig mit einer<br />
homogenen sozialen Lage einhergehen (vgl. Strohmeier 2009, S. 156 ff.). Daraus ist zu schließen,<br />
dass es Gebiete geben kann, in denen eine hohe Zahl von Erwerbslosen lebt, die gleichzeitig<br />
ausländische Wurzeln haben. Nicht nur die Forscher der Chicagoer Schule haben diesen<br />
Zusammenhang beobachtet, sondern er ist auch durch neuere empirische Untersuchungen<br />
nachgewiesen worden (u.a. Strohmeier 2001; Häußermann/Siebel 2001; Ceylan 2006;<br />
Friedrichs/Triemer 2012). In solchen Gebieten sind oftmals funktionierende ethnisch homogene<br />
soziale Netzwerke etabliert (vgl. Häußermann/Läpple/Siebel 2008, S. 313).<br />
Im Quartier werden somit bewohnerspezifische Ressourcen produziert, die zum Teil speziell auf<br />
die Bedürfnisse der unterschiedlichen Nutzergruppen, z.B. derselben Ethnie, ausgerichtet sind<br />
(vgl. Ceylan 2006, S. 251). Auf diese Weise werden in Quartieren, in denen sozial und ethnisch<br />
passiv segregierte Menschen leben, die alltäglichen Grundbedarfe befriedigt, und die<br />
Notwendigkeit der Mobilität schwindet. Zu bedenken ist, dass insbesondere Migranten keine<br />
Möglichkeit haben, woanders eine Arbeit zu finden (vgl. Park in Farwick 2009, S. 28f.) oder<br />
aufgrund von Diskriminierung eine Wohnung zu mieten, auch wenn die ökonomischen<br />
Ressourcen dafür vorhanden wären (vgl. Strohmeier 2006a, S. 18). Zum Teil entspricht eine<br />
solche eingeschränkte Mobilität auch den Wünschen eines Teils der Migranten-‐Community<br />
(ILS/ZfT 2008, S. 59). Migranten finden soziale ethnisch homogene Netzwerke vor und können<br />
sich relativ leicht in ihnen integrieren und zurechtfinden und müssen keinen, oder nur einen<br />
sehr geringen, Mobilitätsaufwand betreiben. Zudem versprechen diese Quartiere Sicherheit und<br />
Unterstützung und geben Orientierung in einer fremden Umwelt (vgl.<br />
Häußermann/Läpple/Siebel 2008, S. 313). Jedoch können sie auch soziale Kontrolle mit sich<br />
bringen und Möglichkeiten z.B. der interethnischen Kontaktaufnahme einschränken (vgl.<br />
Farwick 2009, S. 230). Zwar sind solche sozialen Netzwerke nichts migrantenspezifisches,<br />
jedoch können sie für diese Bevölkerungsgruppe integrationsstützend 27 wirken. Die Grundlage<br />
solcher Netzwerke bilden Bewohner, die zumeist seit längerer Zeit im Quartier leben. Sie sind<br />
ein zentraler Bestandteil des Konzepts der urbanen Integrationsschleuse.<br />
27 Zum Integrationsbegriff und der dazugehörigen Debatte siehe u.a. Luft/Schimany 2010; Löffler 2011.<br />
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