5.1896 - der Landesbibliothek Oldenburg

Tic Wallfahrtskapelle unserer lieben Fron znr Wardenburg. 91
von 1 Molt Rocken an den Altar Petri nnd Pauli daselbst 1503,
hatten offenbar nicht in Geldverlegenheit ihren Grnnd.
Da trat die Reformation ein nnd machte zunächst den reichen
Strom frommer Gaben für die wnnderkräftige Hilfe des Muttergottesbildes
sofort versiegen: Im Jahre 1525 begann die Predigt
des Evangeliums im Lande nnd 1524 fand die letzte jener planmäßigen
Belegungen der Kapellen-Überschüsse statt.')
Der rasche Übergang vorn stetigen Steigen der Marien-
Verehrung zu ihrem gänzlichen Fallenlassen, welcher sich in diesem
Hergange wiederspiegelt, ist bezeichnend für die Entwickelung des
reformatorischen Gedankens in den Gemütern des Volkes. Dieser hatte
seine Hauptquelle im geängstigten Gewissen; je weniger die von der
alten Kirche immer äußerlicher und einseitiger gebotenen Mittel der
guten Werke nnd der Heiligenverehrung die Last des Sündenbcwnßtseins
zu heben im Stande waren, desto mehr suchte jenes sein Heil
iit der Steigerung dieser Mittel, ohne es dort zu finden. Immer
gespannter ward die Lage, bis endlich Luther, welcher in seinem
Herzen denselben Kampf durchgemacht hatte, das erlösende Wort
vom Glauben fand nnd durch seine begeisterten Schüler anch in
unsrem Lande verbreitete. Das brach den Bann; nichts mehr
galten jetzt plötzlich die guten Werke und die Vermittelung der
Heiligen für die Erlangung göttlicher Hülfe und ewiger Seligkeit,
und vorbei war es auch mit dem Ansehen unserer lieben Frau zur
Wardenburg, mit den Wallfahrten zu ihrer Kapelle und mit der
Darbringnng von Geldopfern für sie.
Eine weitere Folge der Reformation war die Erhebung der
Kapelle in Wardenburg zur Pfarrkirche unter Aufhebung ihrer
Mutterkirche. Katholischerseits freilich hat man diese Änderungen
noch lange Zeit hindurch ignoriert, und das Osnabrücker Staats-
l ) An der Vollständigkeit des über diese Belegungen vorhandenen Nr-
kunden-Materials ist nach den über den Vermögensbestand im 16. und 17.
Jahrhundert angestellten sorgfältigen Ermittelungen (f. unten) nicht zu zweifeln.
— Bemerkenswert ist auch die Klage Sten Schröders, Vicars am Altar Petri
und Pauli in der Lambertikirche aus dem Jahre 1 '>42: den Molt Rocken,
welchen die billigen Maus in Wardenburg alljährlich zu liefern hätten, habe er
feit dem Jahre 1524 inkl. nicht empfangen.