5.1896 - der Landesbibliothek Oldenburg
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Mutzenbecher.<br />
suchen, 16 Kirchspiele, und für das dritte, das Stad- und Buljadingerlaud nebst<br />
deut Ihnen wohlbekannten Ländlein Wührden, zusammen 15 Kirchspiele, alle in<br />
<strong>der</strong> oft unergründlichen Marsch gelegen, bestimmt. In <strong>der</strong> Regel halten wir<br />
uns in je<strong>der</strong> Gemeinde zwei volle Tage aus, d. i. ivir kommen heute gegen<br />
Abend an und übermorgen Nachmittag o<strong>der</strong> Abend fahren wir weiter. Nur an<br />
den Orten, wo wir Zonnabends ankommen, Pflegen wir einen Tag länger d. i.<br />
bis zmn Dienstag Nachmittag zu bleiben, teils damit <strong>der</strong> Protokollist etwas<br />
mehr Zeit zn seinen mancherlei Schreibereien gewinne, teils nnd hauptsächlich,<br />
damit <strong>der</strong> Anfang <strong>der</strong> eigentlich kirchlichen Verhandlung für die folgenden acht<br />
Tage wie<strong>der</strong> an einem Sonntage geinacht werden könne, welches nicht statt<br />
findet, wenn immer mit zwei Tagen gewechselt wird. Doch machen wir, wie<br />
noch in diesem Jahre <strong>der</strong> Fall war, uns zuweilen in <strong>der</strong> zwar nicht hei l-<br />
after doch oft grundlosen Marsch diesen Feiertag nicht, son<strong>der</strong>n wechseln, um<br />
Zeit und mit ihr die Hoffnung einer guten Witterung zu gewinnen, alle zwei<br />
Tage ab, da wir dann in <strong>der</strong> Gemeine, wo wir am Schlüsse <strong>der</strong> Woche ankommen,<br />
am Sonnabend zuerst die Armensachen und am Sonntag die Feier-<br />
lichkeit in <strong>der</strong> Äirchc und was ihr anhängig ist, so nehmen, das; wir am Nachmittugc<br />
gleich weiter ziehen und morgen da wie<strong>der</strong> bei Nr. 2 fortfahren können,<br />
luo wir heute bei Nr. I aufhörten.<br />
Fangen wir denn nun unseren feierlichen Zug an! In einem mit vier<br />
Pferden bespannten Wagen, welcher erst mit diesen« Jahrhun<strong>der</strong>t ohne Gefahr<br />
durch Aldenburgs Gassen zieht, da das Konsistorium die für die Sicherheit<br />
unserer resp. Hälse o<strong>der</strong> Arme und Beine sehr heilsame Einrichtung getroffen<br />
hat, daß wir nicht mehr mit Hosdiensten, son<strong>der</strong>n mit Ordonnanzpferden uns<br />
auf den Weg machen, in einem mit vier Pferden bespannten Wagen also,<br />
den keine Bagage belästigt, — blieb er doch auch ohne Bagage schon mehr als<br />
einmal im fetten Marschboden, dem „Prey", stecken — fahren wir leicht und<br />
fröhlich einher. Gleich hinter uns knarrt ein mit Koffern, Bettzeug, Wasser -<br />
körbeu — von einem Teile <strong>der</strong> uns angaffenden Bauern für Weinkörbe gehalten<br />
— und an<strong>der</strong>n notwendigen Bedürfnissen schwer beladener Beiwagen, auf Ivel-<br />
chem meistens die weltberühmte Köchin Beate präsidiert und neben ihr scham<br />
haft-bescheiden <strong>der</strong> schon seit 2."> und mehr Jahren, einst als Diener des<br />
Generalsupenutendenten, jetzt als Diener des Advocatas piarum causarum die<br />
Visitation treu milbesuchende Jacob Stange, den meerschaumenen Pfeiseukopf<br />
in <strong>der</strong> Hand, sitzt. Hoffentlich machen wir nach den nötigen Erquickungspausen<br />
in den Krügen und Schenken für unsere Führer und Begleiter ohne Abenteuer<br />
unsern Weg. Jetzt nahen wir dem Dorfe, das unser erster Besuch trifft, die<br />
Kirchenglvcke läutet, alte und junge Banern stecken ihre Köpfe zu Thüren und<br />
Fenstern neugierig heraus, ohne Anstoß kommen wir glücklich durch den längst<br />
geöffneten Nollbaum de? Pfarrhofes. Vor <strong>der</strong> Thür steht in Amtskleidung <strong>der</strong><br />
Pastor loci, etwas weiter zurück die Frau Pastorin nebst ihren zarten Zweigen,<br />
und im Hintergründe ein gewöhnlich schon abgelebter Mann, auch hie und da<br />
eine betagte Frau, Kirchenbote o<strong>der</strong> jiircheiibotin genannt, <strong>der</strong> Pisitatoren Be