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5.1896 - der Landesbibliothek Oldenburg

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Hermann Oncken.<br />

mit Recht vergessen ist. Das aber wird den Reiz nicht beeinträchtige»,<br />

den die kundige Führung dieses Auslän<strong>der</strong>s durch diese<br />

fast verschollene Litteratur unleugbar erweckt.<br />

Es giebt kaum eine Gattung <strong>der</strong> Poesie, in <strong>der</strong> Halem sich<br />

nicht bethätigt hätte, aber es giebt keine Gattung, in <strong>der</strong> er Eigenartiges<br />

und Bleibendes geschaffen hat. Bei allem entschiedenen Talent<br />

für sekundäre Hervorbringung mangelt ihm das was den Dichter<br />

ausmacht, die Kraft eines ursprünglichen Empfindens, die schöpferische<br />

Persönlichkeit; er hat einen wahren Drcmg, die ihm von anßen<br />

kommenden Anregungen zu verarbeiten, ans sich selber vermag er<br />

wenig zn schöpfen. Am wenigsten günstig liegt ihm seiner ganzen<br />

Natur nach das Drama, dessen Preis zn erstreben er durch seine<br />

Mißerfolge nicht abgeschreckt wurde. Schon in die Anfänge seiner<br />

litterarischen Beschäftigung fällt eine Übersetzung des Agamemnon<br />

des Aeschylns, an die er sich trotz sehr dilettantischer Kenntnis<br />

des Griechischen heranwagte. Ant interessantesten von seinen Versuchen<br />

ist in mehrfacher Hinsicht das Prosaschanspiel..Wallenstein"<br />

(1786), beson<strong>der</strong>s weil bei diesem Stosse das dramatische Uitvermögen<br />

Halems durch das spätere Werk eines unvergleichlich Größeren<br />

in die hellste Beleuchtung gerückt wird. Aber schon bei feinem<br />

Erscheinen erklärte man das Stück für ein unausführbares Bnchdraiita,<br />

und wir werden uns dem Urteil, das Chuquet durch eine<br />

feinsinnige Analyse gewinnt, nur anschließen können. Eine breite Geschichtserzählung.<br />

das gesamte zweite Generalat Walleusteins wird in<br />

diesen fünf Akten zusannnengedrängt. Der Dichter wirb von <strong>der</strong><br />

Masse des Stoffes erdrückt, er kommt kaum zn Worte, er findet<br />

nicht Zeit, die flüchtige Zeichnung <strong>der</strong> Charaktere zu vertiefen o<strong>der</strong><br />

gar an eine Durcharbeitung <strong>der</strong> Motive zu denken. In dieser Folge<br />

von lose aneinan<strong>der</strong> gereihten Bil<strong>der</strong>n, in <strong>der</strong> einige einzelne gut<br />

angelegte Scenen völlig verschwinden, fehlt die einheitliche Handlung.<br />

Das Übermaß <strong>der</strong> Personen erscheint nur, um wie<strong>der</strong> abzutreten;<br />

die große Figur Wallensens, die das Stück beherrschen sollte, steht<br />

zn sehr znriick, sie ist ohne dramatisches Leben, schwächlich nnd<br />

sentimental, nirgends mit <strong>der</strong> mächtigen Darstellung Schillers zu<br />

vergleichen. So ist das (Stück mit Recht vergessen, Schiller hat<br />

es gekannt; Chuquet glaubt sogar bei ihm wörtliche Anklänge an

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