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Friedemann Richert Der endlose Weg der Utopie - Augustana ...

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also in den Zusammenhang des expressionistischen Aufbruchs und <strong>der</strong> Revolte <strong>der</strong><br />

Intellektuellen gegen die bürgerliche Welt zurück, so ist sein Werk als ganzes über<br />

diesen Zusammenhang hinausgewachsen. <strong>Der</strong> Expression ist die Totalität des Systems<br />

fremd, zu <strong>der</strong> Bloch seinen Ansatz weitet. Ja, die bloße Expressivität schließt die Ordnung<br />

des Systems, die Architektonik des Gedankens, die umfassende Weite des Blicks<br />

gerade aus und spitzt sich zu, ist scharf im Visieren über Kimme und Korn, aber unter<br />

Verzicht auf die Klarheit des Horizonts, <strong>der</strong> das Ziel umgibt. Indem Bloch diese Punktualität<br />

des Denkens überwindet, die so leicht sich gerade dem utopischen Zielen verbindet,<br />

schreitet er über die Grenzen des Expressionismus...hinaus. Diese Unschärfe, oft<br />

auch Verworrenheit des intendierten Horizontes <strong>der</strong> expressionistischen Dichtung klärt<br />

sich bei ihm zu einer übersichtlichen, reich geglie<strong>der</strong>ten Landschaft, mit Tiefen und<br />

Gebirgen und durchaus nicht leicht zu beschreiben, noch schwieriger zu durchwan<strong>der</strong>n;<br />

er entwirft die Topographie dieser Landschaft, er erklärt so, was zuvor oft nur neblicht<br />

und schattenhaft sich abzeichnete. So ist Bloch zugleich <strong>der</strong> Vollen<strong>der</strong> und Überwin<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> im Expressionismus gärenden, aber noch nicht ausgereiften Bewegung." 659 Nach<br />

Holz begegnet einem also in Blochs Sprachwelt Reifung, Vollendung, Überwindung.<br />

So kläre sich Blochs Denken mittels seiner Sprache zur übersichtlichen Topographie<br />

des offenen Systems. Holz macht sich also in seiner Blochinterpretation die Vorstellung<br />

des <strong>Weg</strong>es "...von expressionistischen Gedanken zum geschichtsontologischen <strong>Utopie</strong>-<br />

System..." 660 zu eigen. "Das expressive Sinndenken scheint danach im System aufgehoben."<br />

661 Zwar kritisiert Holz auch die Ontologie Blochs als Aporie, rechtfertigt diese<br />

aber mit dem allgemeinen Hinweis, daß es kein philosophisches System gebe, das sich<br />

nicht in Wi<strong>der</strong>sprüchlichkeiten verfange. 662<br />

Es bleibt also letztlich die Frage offen, wie Bloch zu lesen und zu verstehen ist, läßt<br />

er sich doch in verschiedener Weise interpretieren.<br />

Vorliegende Arbeit sucht jedoch einzig den Aspekt <strong>der</strong> Plausibilität von Blochs <strong>Utopie</strong>konzeption<br />

zu untersuchen, wie sie beispielhaft im Werk "Das Prinzip Hoffnung"<br />

nie<strong>der</strong>geschrieben ist. So wird zu klären sein, welchen Stellenwert Blochs Konzeption<br />

<strong>der</strong> konkreten <strong>Utopie</strong> in <strong>der</strong> aktuellen <strong>Utopie</strong>diskussion einzunehmen vermag; dabei<br />

muß freilich Blochs Sprachgestus mitbedacht werden. Aufgrund dieser Fragestellung<br />

kann auch erörtert werden, ob sich Blochs <strong>Utopie</strong>konzept verifizieren läßt o<strong>der</strong> nicht.<br />

Und dementsprechend wird geklärt werden können, wie Bloch zu lesen und zu verstehen<br />

sei, als "Märchen- o<strong>der</strong> Geschichtenerzähler", <strong>der</strong> angetreten ist, Wahrheit und<br />

Wirklichkeit sprachlich-ästhetisch zu erschließen, o<strong>der</strong> aber als ein Denker, <strong>der</strong> mit<br />

659Ebd.,<br />

63.<br />

660<br />

Simons, Denken, 15f.<br />

661<br />

Ebd.<br />

662<br />

Vgl. Holz, Logos, 187ff; 221.<br />

165

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