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Friedemann Richert Der endlose Weg der Utopie - Augustana ...

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lytisch-hermeneutische Denkmuster kontinentaleuropäischer Traditionen...eine wissenschaftstheoretische<br />

Alternative zu Neopositivismus und Szientismus" 792 formuliert. In<br />

einer beeindruckenden enzyklopädischen Weite ist Habermas´ Denkansatz unter an<strong>der</strong>em<br />

dadurch gekennzeichnet, daß er neben dem klassisch-philosophischen Problem <strong>der</strong><br />

Wahrheitsfrage auch Fragen <strong>der</strong> Begründung und Rechtfertigung von individuell und<br />

kollektiv gearteten Interessen und Normen erörtert. Als Folie hierfür dient ihm das<br />

Paradigma eines argumentativ-konsensuell begründeten Vernunftbegriffs, weiß sich<br />

doch Habermas in <strong>der</strong> Vielfalt <strong>der</strong> Stimmen des Philosophiediskurses dem positiven<br />

Vernunfterbe <strong>der</strong> Aufklärung verpflichtet. Movens ist für ihn dabei <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong><br />

Mündigkeit des Menschen: "Das Interesse an Mündigkeit schwebt nicht bloß vor, es<br />

kann a priori eingesehen werden. Das, was uns aus <strong>der</strong> Natur heraushebt, ist nämlich<br />

<strong>der</strong> einzige Sachverhalt, den wir seiner Natur nach kennen können: die Sprache. Mit<br />

ihrer Struktur ist Mündigkeit für uns gesetzt. Mit dem ersten Satz ist die Intention eines<br />

allgemeinen und ungezwungenen Konsensus unmißverständlich ausgesprochen. Mündigkeit<br />

ist die einzige Idee, <strong>der</strong>en wir im Sinne <strong>der</strong> philosophischen Tradition mächtig<br />

sind." 793 Habermas ist nun bemüht, seine These von <strong>der</strong> Mündigkeit des Menschen<br />

weiter zu explizieren. "In diesem Rahmen unternimmt H.(abermas) den Versuch, das<br />

Problem <strong>der</strong> Begründung und Explikation <strong>der</strong> normativen Voraussetzungen einer kritischen<br />

Sozialwissenschaft zu lösen, indem er in Aufnahme neuerer Ergebnisse <strong>der</strong><br />

Sprachphilosophie und Linguistik eine universalpragmatische Theorie sprachlicher<br />

Kommunikation...entwirft, die die normativen Ideen <strong>der</strong> Wahrheit, Freiheit und Gerechtigkeit<br />

als wechselseitig miteinan<strong>der</strong> verknüpfte, quasi-transzendentale, nämlich die<br />

Strukturen symbolisch vermittelter Kommunikation konstituierende, Grundnormen<br />

auffaßt." 794 Die im utopischen Diskurs vorfindbaren Themen <strong>der</strong> Wahrheit, Freiheit und<br />

Gerechtigkeit will nun Habermas seinerseits in <strong>der</strong> Idee einer zwanglosen gegenseitigen<br />

Anerkennung autonomer Subjekte reformulieren, die in unverzerrter Kommunikation<br />

miteinan<strong>der</strong> interagieren. 795 "<strong>Der</strong> utopische Entwurf einer idealen Kommunikationsgemeinschaft..."<br />

796 dient dazu, eine Konstruktion sozialwissenschaftlicher Kategorien zu<br />

erarbeiten, in die <strong>der</strong> Zusammenhang von empirischer Analyse und normativen Voraussetzungen<br />

kritischer Sozialforschung seinen Eingang findet.<br />

Unsere Aufgabe wird es deswegen sein, diesen weitgefächerten Ansatz von Habermas,<br />

<strong>der</strong> sein gesamtes Schaffen durchzieht, und beson<strong>der</strong>s in seinem Werk "Theorie<br />

des kommunikativen Handelns" seinen Nie<strong>der</strong>schlag gefunden hat, im Rahmen <strong>der</strong><br />

aktuellen <strong>Utopie</strong>diskussion zu erörtern und kritisch zu würdigen. Um dieser Aufgabe<br />

792Ebd.,<br />

19; zum philosophiegeschichtlichen Ort von Habermas vgl. unten 3.2.2.<br />

793<br />

<strong>Der</strong>s., Technik, 163.<br />

794<br />

Wimmer, Habermas, 20.<br />

795<br />

Vgl. Habermas, TKH 2, 147-169; <strong>der</strong>s., VET, 159-183.<br />

796 <strong>Der</strong>s., TKH 2, 163.<br />

195

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