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Friedemann Richert Der endlose Weg der Utopie - Augustana ...

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solche den Gedanken <strong>der</strong> Versöhnung von Individuum und Gesellschaft. Herrschaft des Rechtswillen<br />

Gottes bedeutet ja, daß jedem das Seine zuteil wird und keiner sich mehr anmaßt als ihm<br />

zukommt. ...Erst das Recht Gottes, das durch die Liebe vollendet ist, versöhnt im Reiche Gottes<br />

endgültig die Individuen miteinan<strong>der</strong> und so auch mit <strong>der</strong> Gesellschaft" (ebd., 630). Diese inklusiv<br />

erfaßte Heilsökonomie bindet Pannenberg rück an einen universalgeschichtlichen Rahmen,<br />

den allein Gott setzen kann. "Die ganze christliche Lehre hängt hinsichtlich ihres Inhalts und<br />

ihrer Wahrheit an <strong>der</strong> Zukunft des Kommen Gottes selbst zur Vollendung seiner Herrschaft über<br />

seine Zukunft" (ebd., 573; vgl. <strong>der</strong>s., Grundfragen, 387-398). Pannenberg versteht die Zukunft<br />

des Kommen Gottes in einem strikt futurischen Sinne als zukünftige Vollendung <strong>der</strong> Herrschaft<br />

Gottes. Dreh- und Angelpunkt seines Geschichtsverständnisses ist für ihn Ostern, das zur "Mitte"<br />

<strong>der</strong> Geschichte wird. In Ostern wird in proleptischer Weise das Ende <strong>der</strong> Geschichte geschichtlich<br />

sichtbar, d.h. in Ostern ereignet sich das Ende <strong>der</strong> Geschichte vorweg. Zwar ist mit Ostern<br />

das Ende <strong>der</strong> Geschichte noch nicht erreicht, aber <strong>der</strong> Sinn <strong>der</strong> Geschichte wird hier schon vorausweisend<br />

offenbar: "jedes geschichtliche Moment wird in das Ganze <strong>der</strong> Wirklichkeit Gottes<br />

einbezogen" (Sauter, Eschatologie, 129). Dies vorausgesetzt, redet Pannenberg davon, daß das<br />

Eschaton "...als das Ende <strong>der</strong> Geschichte zugleich ihre Vollendung (ist, F.R.), insofern die Geschichte<br />

eine Geschichte <strong>der</strong> Taten Gottes ist, aber auch im Hinblick auf die Bestimmung des<br />

Menschen als Thema <strong>der</strong> Geschichte" (Pannenberg, Theologie 3, 632). Insofern ist das zukünftige<br />

Kommen Gottes in <strong>der</strong> Vorstellung vom Reich Gottes als das Ende <strong>der</strong> Geschichte im christlichen<br />

Glauben festgehalten, <strong>der</strong> das Reich Gottes als Eintritt <strong>der</strong> Ewigkeit in die Zeit begreifen<br />

lehren will.<br />

In unserem Zusammenhang ist hier zudem auf Karl Rahners Entwurf einer Theologie <strong>der</strong> Zukunft<br />

hinzuweisen. Rahners Ansatz ist dadurch gekennzeichnet, daß er Theologie als Geschichte<br />

durch eine transzendentaltheologische Vermittlung von Existenzvollzug und Offenbarung betreibt.<br />

Die Frage nach Gott kann dementsprechend nur als Frage nach <strong>der</strong> Geschichte und umgekehrt<br />

beantwortet werden. "Von daher nimmt die heilsgeschichtliche Perspektive eine Leitstruktur<br />

ein, die den Höhepunkt und Sinn von Geschichte für den Glaubenden im Heilsereignis Jesus<br />

Christus erblickt. Die These von <strong>der</strong> Koextensivität <strong>der</strong> Heilsgeschichte mit <strong>der</strong> Profangeschichte<br />

ist das geschichtstheologische Schlüsselprinzip. Erst durch die Frage nach einem evolutiven<br />

Weltblick und <strong>der</strong> Zukunft <strong>der</strong> Welt...erhält die heilsgeschichtliche Ausrichtung eine eschatologische<br />

Wendung. Die Differenz von innerweltlicher und absoluter Zukunft und <strong>der</strong> Hermeneutik<br />

<strong>der</strong> eschatologischen Aussagen markieren die innere Strukturierung von Geschichte als eschatologisch<br />

erfüllter und noch ausständiger" (Gruber, Gott, 254f). Dies vorausgesetzt, gelangt Rahner<br />

zu einem kritischen Verhältnis zum utopischen Denken, vor allem marxistischer Provenienz.<br />

Demgegenüber betont er die christlich-absolute Zukunft des Menschen. "Wo eine Zukunft, die<br />

von Menschen geplant und mit den Mitteln seiner verfügbaren Welt hergestellt werden sollte, als<br />

absolute Zukunft gesetzt würde, über die hinaus nichts ist und zu erwarten wäre, würde das<br />

Christentum eine solche Zukunftserwartung als utopische Ideologie ablehnen" (Rahner, Zukunft,<br />

154). Insofern kommt Rahner zu <strong>der</strong> Aussage, daß <strong>der</strong> Terminus absolute Zukunft im univoken<br />

Sinn mit Gott zu verstehen ist (vgl. ebd., 152) und bestimmt darum das Christentum als Religion<br />

<strong>der</strong> absoluten Zukunft, das keiner innerweltlichen Zukunftsutopie das Wort reden kann (vgl.<br />

ebd., 153). Dennoch aber plädiert Rahner für eine Zukunftsgestaltung im Sinne eines gesellschaftspolitisch<br />

geweiteten und verantwortungsethisch rückgebundenen dominium terrae (vgl.<br />

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