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Friedemann Richert Der endlose Weg der Utopie - Augustana ...

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Habermas das Interesse <strong>der</strong> Kritischen Theorie an einer kritischen Gesellschaftstheorie<br />

teilt, desto mehr kritisiert er die Ansätze vor allem von Horkheimer und Adorno, sind<br />

diese seiner Meinung nach doch nicht in <strong>der</strong> Lage, das zu leisten, worum sie sich bemühen:<br />

"eine normative Begründung <strong>der</strong> Kriterien <strong>der</strong> Kritik. Diese seine Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mit <strong>der</strong> Kritischen Theorie ist Ausgangspunkt und roter Faden seines Schaffens,<br />

obschon Habermas erst in seinem letzten großen Werk, <strong>der</strong> "Theorie des kommunikativen<br />

Handelns", seine Kritik an demjenigen Ansatz, dem er allgemein zugerechnet wird<br />

und in dessen Nachfolge er sich auch selbst sieht, explizit und vor allem systematisch<br />

entfaltet." 823 Nach Habermas verstrickt sich die Kritische Theorie in Aporien, aus denen<br />

sie aufgrund ihres Denkansatzes nicht zu entfliehen vermag. "Allein, wie soll sich die<br />

Idee <strong>der</strong> Versöhnung, in <strong>der</strong>en Licht Adorno die Verfehlungen <strong>der</strong> idealistischen Dialektik<br />

doch nur sichtbar machen kann, explizieren lassen, wenn sich die Negative Dialektik<br />

als <strong>der</strong> einzig mögliche, ebenso diskursiv nicht begehbare <strong>Weg</strong> <strong>der</strong> Rekonstruktion<br />

anbietet? An dieser Schwierigkeit...hat die Kritische Theorie von Anbeginn laboriert."<br />

824 Den <strong>Weg</strong> zur Auflösung <strong>der</strong> Aporien, den Horkheimer und Adorno anbieten,<br />

eine ästhetische Entlastung im Sinne des <strong>Weg</strong>es von <strong>der</strong> objektiven zur subjektiven<br />

Vernunft, die ihre Kategorie in <strong>der</strong> "Mimesis" findet, läßt Habermas nicht gelten. 825 Das<br />

Paradoxon, in das sich Horkheimer und Adorno mit ihrer Kritik <strong>der</strong> instrumentellen<br />

203<br />

wird das entwickelt, was Kritische Theorie im Unterschied zur Traditionellen Theorie darstellt:<br />

Marxismus als interdisziplinäres sozialwissenschaftliches Forschungsprogramm. Dieser "Frankfurter<br />

Marxismus" erarbeitet in Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Georg Lukács (vgl. <strong>der</strong>s., Geschichte<br />

und Klassenbewußtsein) eine originelle Synthese aus Webermarxismus und Hegelmarxismus<br />

(vgl. Horkheimer, Traditionelle und kritische Theorie). Die zweite Phase ab 1945 ist stark von<br />

Adorno bestimmt, <strong>der</strong> in Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en in "Zur Kritik <strong>der</strong> instrumentellen Vernunft"<br />

(vgl. <strong>der</strong>s., ebd.) und in "Dialektik <strong>der</strong> Aufklärung" (vgl. <strong>der</strong>s., ebd.) zu zeigen sucht, wie<br />

das Projekt <strong>der</strong> Aufklärung selber, aus Mangel an Selbstreflexion, in Mythologie umschlägt.<br />

Dennoch ist diese zweite Phase <strong>der</strong> hegelmarxistischen Geschichtsphilosophie verbunden, indem<br />

sie an <strong>der</strong>en Grundannahmen (Wertgesetz, Produktivkräfte) und an <strong>der</strong> instrumentellen Vernunft<br />

festhält. Die dritte Phase wird ebenfalls durch Adornos Denken bestimmt, <strong>der</strong> in seinem Buch<br />

"Negative Dialektik" (vgl. <strong>der</strong>s., ebd.) versucht, die Dialektik <strong>der</strong> Vernunft noch einmal selbst zu<br />

kritisieren und die Hegelsche Form <strong>der</strong> sich im dialektischen Materialismus fortsetzenden affirmativen<br />

Aspekte reformulieren will. All dies zusammenfassend, kann deswegen zurecht die<br />

Kritische Theorie als materialistische Geschichtsphilosophie charakterisiert werden, so Gripp,<br />

Habermas, 11.<br />

823<br />

Ebd., 7f.<br />

824<br />

Habermas, TKH 1, 500.<br />

825<br />

Vgl. ebd., 512: "Zum Statthalter dieser ursprünglichen, von <strong>der</strong> Intention auf Wahrheit abgelenkten<br />

Vernunft erklären Horkheimer und Adorno ein Vermögen, Mimesis, über das sie aber,<br />

im Banne <strong>der</strong> instrumentellen Vernunft, nur reden können wie über ein undurchschautes Stück<br />

Natur. Sie bezeichnen das mimetische Vermögen, in dem eine instrumentalisierte Natur ihre<br />

wortlose Klage erhebt, als "Impuls".

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