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Friedemann Richert Der endlose Weg der Utopie - Augustana ...

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mehr aufgefangen werden kann und gleichwohl nicht durch den unvermittelten o<strong>der</strong> den<br />

strategischen Einsatz von Gewalt entschieden werden soll." 870<br />

Habermas ist nun genötigt, den Begriff <strong>der</strong> kommunikativen Rationalität, <strong>der</strong> sich<br />

auf universale Geltungsansprüche bezieht, durch eine Theorie <strong>der</strong> Argumentation näher<br />

zu erläutern. "Argumentation nennen wir den Typus von Rede, in dem die Teilnehmer<br />

strittige Geltungsansprüche thematisieren und versuchen, diese mit Argumenten einzulösen<br />

o<strong>der</strong> zu kritisieren. Ein Argument enthält Gründe, die in systematischer Weise mit<br />

dem Geltungsanspruch einer problematischen Äußerung verknüpft sind." 871 Wenn aber<br />

in <strong>der</strong> kommunikativen Alltagspraxis keine Einigung über den Geltungsanspruch erzielt<br />

werden kann und einzelne, strittige Geltungsansprüche nicht mit Argumenten verifiziert<br />

werden können, dann ist es möglich, daß kompetent sprechende und handelnde Subjekte<br />

die Kommunikationsebene wechseln können. Dadurch eröffnet sich die Möglichkeit,<br />

einzelne Geltungsansprüche zu thematisieren und in den Mittelpunkt einer Argumentation<br />

zu stellen. Mit diesem neugewonnenen Sprachspiel können die Kommunikationsteilnehmer<br />

versuchen, diskursiv die kontroversen Geltungsansprüche einzulösen. Die<br />

Plausibilität <strong>der</strong> Gründe, die für einen Geltungsanspruch benannt werden kann, zeigt<br />

sich "...u.a. daran, ob ein Argument die Teilnehmer eines Diskurses überzeugen, d.h.<br />

zur Annahme des jeweiligen Geltungsanspruchs motivieren kann." 872 Freilich ist mit<br />

diesem neuen Sprachspiel kein objektives, den Diskursteilnehmern vorgeordnetes Kriterium<br />

benannt, wann und unter welchen Umständen gleichsam ein unbestechliches<br />

Argument vorliegt, das zur Einlösung des jeweiligen Geltungsanspruchs rational nötigt.<br />

Habermas unterscheidet nun das Sprachspiel des Diskurses in 3-facher Weise: Im<br />

theoretischen Diskurs wird über strittige Wahrheitsansprüche verhandelt, dementsprechend<br />

wird Wahrheit hier als ein mit Hilfe von Gründen diskursiv einlösbarer universaler<br />

Geltungsanspruch thematisiert. 873 <strong>Der</strong> praktische Diskurs ist die Form <strong>der</strong> Argumentation,<br />

"in <strong>der</strong> Ansprüche auf normative Richtigkeit zum Thema gemacht werden" 874 ,<br />

d.h. im praktischen Diskurs werden kontroverse Richtigkeitsansprüche thematisiert. Für<br />

Habermas steht fest, daß normative Richtigkeit einen wahrheitsanalogen Anspruch auf<br />

normative Geltung besitzt, <strong>der</strong> im praktisch-moralischen Diskurs eingelöst werden<br />

kann. 875<br />

213<br />

870Habermas,<br />

TKH 1, 37f<br />

871<br />

Ebd., 38.<br />

872<br />

Ebd.<br />

873<br />

Vgl. ebd., 39.<br />

874<br />

Ebd.<br />

875<br />

Aufgrund des Verständnisses des praktischen Diskurses kann Habermas als Vertreter einer<br />

kognitivistischen Ethik bezeichnet werden, d.h. er vertritt die Wahrheitsfähigkeit von praktischmoralischen<br />

Fragen; dazu Habermas, TKH 1, 40: "Allerdings neige ich selbst in dieser ethischen

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