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Friedemann Richert Der endlose Weg der Utopie - Augustana ...

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28<br />

Ende und Vollendung <strong>der</strong> Welt als Natur sowie als neue Schöpfung (Universaleschatologie).<br />

39 Zum an<strong>der</strong>en wird <strong>der</strong> Begriff Eschatologie auf ein bestimmtes religionsgeschichtliches,<br />

<strong>der</strong> Apokalyptik nahestehendes Phänomen im Judentum zur Zeit Jesu<br />

angewandt, das die Gedankenwelt sowohl von Jesus als auch vom Urchristentum entscheidend<br />

mitgeprägt hat; umstritten ist allerdings, wie weit dieser Einfluß ging.<br />

Schließlich wird mit dem Wort Eschatologie eine bestimmte theologische Redeweise<br />

des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts bezeichnet, die darunter die letztgültige, unhintergehbare Wirklichkeit<br />

<strong>der</strong> Konfrontation des Menschen mit Gott verstand. 40<br />

Trotz <strong>der</strong> Vielschichtigkeit des Begriffs Eschatologie lassen sich aber gemeinsame<br />

Strukturmerkmale ausmachen, die die Differenz von Eschatologie und <strong>Utopie</strong> deutlich<br />

werden läßt:<br />

1. ist allen eschatologischen Denkmodellen ein a priori von Gottes Wirken und Bezogenheit<br />

auf den Menschen sowohl in seiner individuellen als auch seiner kollektiven<br />

Verfaßtheit, als auch auf den Kosmos eigen, d.h. Gott ist letztlich <strong>der</strong>jenige, <strong>der</strong> das<br />

universale Heil schafft und wirkt. 41 Die Eschatologie beschränkt also das Heil nicht auf<br />

die rein innerweltliche Ausgestaltung von Gesellschafts- und Lebensformen, wie dies<br />

für das utopische Denken eigentümlich ist. Zugleich liefert die Eschatologie im Gegensatz<br />

zur <strong>Utopie</strong> kein vernünftig durchdekliniertes neues Gesellschaftsmodell, bleibt<br />

doch die zukünftige Gestaltung des "neuen, christlichen Lebens" allein Gottes Weisheit<br />

anvertraut. Zudem ist in <strong>der</strong> Eschatologie eine an<strong>der</strong>e Stoßrichtung bezüglich <strong>der</strong> Heilserlangung<br />

gegeben als in <strong>der</strong> <strong>Utopie</strong>: Ist in <strong>der</strong> Eschatologie Gott allein <strong>der</strong> Handelnde,<br />

<strong>der</strong> den Seinen das Heil gewährt, so tritt in den utopischen Entwürfen <strong>der</strong> Mensch als<br />

homo faber auf, <strong>der</strong> selbst ohne göttliche Hilfe, allein <strong>der</strong> Hermeneutik seiner Vernunft<br />

vertrauend, die menschlichen und gesellschaftlichen Lebensverhältnisse zum besten<br />

gestalten will;<br />

2. ist in <strong>der</strong> Eschatologie das Handeln Gottes qualitativ verschieden vom Handeln<br />

des Menschen in utopischen Entwürfen: Eschatologisches Wirken Gottes zielt auf die<br />

individuelle und kollektive Vollendung <strong>der</strong> Menschheit, d.h. durch die Auferstehung<br />

<strong>der</strong> Toten, als jedem Individuum gleichermaßen wi<strong>der</strong>fahrendes Ereignis, werden individuelle<br />

und universelle Esachatologie gleichermaßen miteinan<strong>der</strong> in Kraft gesetzt.<br />

Damit aber wird dem Individuum, bei aller Diskontinuität dieses Geschehens, eine<br />

Kontinuität eröffnet, die als Grundlage für das Kollektiv des Gottesvolkes angesehen<br />

werden kann. 42 An<strong>der</strong>s die <strong>Utopie</strong>: Dieser liegt primär an <strong>der</strong> Überordnung des Kollek-<br />

39Vgl. Fritzsche, Dogmatik, 400.<br />

40 Vgl. Mildenberger, Grundwissen, 284ff.<br />

41 So mit Pannenberg, Theologie 3, 594, 597; Ringleben, Gott, 55.<br />

42 Vgl. Pannenberg, Theologie 3, 623, 631; Ringleben, Gott, 79; siehe auch 1.Kor. 15, wo Paulus<br />

den Gedanken <strong>der</strong> Kontinuität bei aller Diskontinuität des Auferstehungsgeschehens herausarbeitet.

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