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Friedemann Richert Der endlose Weg der Utopie - Augustana ...

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208<br />

will, beruft er sich auf die Erkenntnisse <strong>der</strong> analytischen Sprachphilosophie. 843 Diese<br />

dienen ihm zugleich als Ausgangspunkt für seine Gesellschaftstheorie, ist er doch <strong>der</strong><br />

Meinung, daß die Sprachproblematik <strong>der</strong> Bewußtseinsproblematik das Feld streitig<br />

gemacht hat. 844 Diesem Tatbestand Rechnung tragend, entwickelt Habermas sein Konzept<br />

<strong>der</strong> kommunikativen Vernunft, die in gleicher Weise kritische sowie normative<br />

Elemente beinhaltet und die dadurch gekennzeichnet ist, daß sich die Wahrheit von<br />

Aussagen in <strong>der</strong> Antizipation eines gelungenen Lebens gründet. 845 "Die utopische Perspektive<br />

von Versöhnung und Freiheit ist in den Bedingungen einer kommunikativen<br />

Vergesellschaftung <strong>der</strong> Individuen angelegt, sie ist in den sprachlichen Reproduktionsmechanismus<br />

<strong>der</strong> Gattung schon eingebaut." 846 Habermas redet in diesem Zusammenhang<br />

auch von <strong>der</strong> "idealen Kommunikationsgemeinschaft" 847 , die er auf keinen Fall als<br />

Anleitung für eine Philosophie <strong>der</strong> Geschichte verstanden wissen will. Vielmehr geht es<br />

in <strong>der</strong> "idealen Kommunikationsgemeinschaft" darum, über das Medium <strong>der</strong> Sprache<br />

eine substantielle Verständigung zu ermöglichen. Damit verlagert Habermas seine Überlegungen<br />

auf eine formal-methodische Ebene, die er als Basis für sein Denken<br />

nimmt. "Die Sprache dient, mit an<strong>der</strong>en Worten, nicht mehr nur <strong>der</strong> Übertragung und<br />

Aktualisierung von vorsprachlich garantierten, son<strong>der</strong>n zunehmend auch <strong>der</strong> Herbeiführung<br />

von rational motivierten Einverständnissen - und dies in moralisch-praktischen und<br />

in expressiven Erfahrungsbereichen nicht weniger als im eigentlich kognitiven Bereich<br />

des Umgangs mit einer objektivierten Realität." 848 Damit aber weist Habermas <strong>der</strong> "ide-<br />

843Eine<br />

schöne und übersichtliche Darstellung über Motive, Kritik und Entwicklung <strong>der</strong> analytischen<br />

Sprachphilosophie bietet Track, Untersuchungen, 30-108. Allgemein kann gesagt werden,<br />

daß die analytische Sprachphilosophie <strong>der</strong> Sprache einen transzendentalen Charakter zuerkennt<br />

und damit das Erbe <strong>der</strong> klassischen Vernunftkritik reformulieren will: Wie <strong>der</strong> klassischen<br />

Philosophie, ist <strong>der</strong> analytischen Sprachphilosophie an <strong>der</strong> "...Frage nach dem Anfang und den<br />

transzendentalen Bedingungen <strong>der</strong> Möglichkeit" (ebd., 37) von Vernunftkritik gelegen. Zum<br />

an<strong>der</strong>en beschreitet die analytische Sprachphilosophie mit ihrer thetischen Setzung des transzendentalen<br />

Charakters von Sprache in Fragen <strong>der</strong> Vernunftkonzeption einen an<strong>der</strong>en <strong>Weg</strong> als die<br />

neuzeitliche Bewußtseinsphilosophie. "Anstelle <strong>der</strong> Vernunftkritik will Analytische Philosophie<br />

mit Sprachkritik beginnen" (ebd.). Habermas selbst kann in seinem Theorieansatz, <strong>der</strong> zweifelsohne<br />

Elemente <strong>der</strong> analytischen Sprachphilosophie enthält, am ehesten dem konstruktivistischen<br />

Ansatz zugerechnet werden, vgl. Track, Untersuchungen, 103 und 153, Anm. 91. Vgl.<br />

auch allgemein zur analytischen Sprachphilosophie: Runggaldier, Sprachphilosophie.<br />

844<br />

Vgl. hierzu Habermas, Zur Logik <strong>der</strong> Sozialwissenschaften, ebd. und: Handlungen, Sprechakte,<br />

sprachlich vermittelte Interaktionen und Lebenswelt, in: <strong>der</strong>s., Denken, 63-105.<br />

845<br />

Vgl. <strong>der</strong>s., Technik, 164; <strong>der</strong>s., TKH 1, 533, u.ö.<br />

846<br />

<strong>Der</strong>s., TKH 1, 533.<br />

847<br />

Vgl. <strong>der</strong>s., TKH 2, 148 chen Sachverhalt den Begriff "ideale Sprechsituation", vgl. <strong>der</strong>s.,<br />

Gesellschaft, 136.; 150; 153; u.ö.; an an<strong>der</strong>er Stelle gebraucht Habermas für den gleichen Sachverhalt<br />

den Begriff "ideale Sprechsituation", vgl. <strong>der</strong>s., Gesellschaft, 136.<br />

848<br />

<strong>Der</strong>s., TKH 2, 163f.

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