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Friedemann Richert Der endlose Weg der Utopie - Augustana ...

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3.2.2.2 Kants Einfluß<br />

Habermas ist in seinem Denken in mehrfacher Hinsicht von Kant geprägt. Wie dieser<br />

fragt Habermas in grundsätzlicher Weise nach den Ermöglichungsbedingungen von<br />

menschlicher Erkenntnis und Erfahrung. 806 In dieser Absicht entwarf Habermas seine<br />

Theorien <strong>der</strong> Universalpragmatik und <strong>der</strong> kommunikativen Kompetenz, die sich <strong>der</strong><br />

Frage nach den Ermöglichungsbedingungen für das Verstehen und das Kommunizieren<br />

widmen. Kants Einfluß verraten ebenso Habermas´ Überlegungen zu den Bedingungen<br />

von Erkennen und Handeln. "Des weiteren ist auch sein Begriff <strong>der</strong> "idealen Sprechsituation",<br />

die auf den allgemeinen und formalen Bedingungen beruht, welche für alle<br />

Sprachakte gültig sind, von einem sehr kantianischen Argumentationsstil geprägt." 807<br />

Als wohl zentralster Einfluß von Kant auf Habermas kann jedoch dessen ausdifferenzierte<br />

Vernunftkonzeption nach Wissenschaft, Moral/Ethik und Kunst gelten. Dementsprechend<br />

ist <strong>der</strong> Versuch Habermas´, eine neue Theorie <strong>der</strong> Rationalität 808 vorzulegen,<br />

die die Ausdifferenzierung <strong>der</strong> Vernunftbereiche Wissenschaft, Moral/Ethik und Kunst<br />

als Kennzeichen <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne unüberholbar gelten läßt, als Erbe Kants zu werten. 809<br />

"Für Habermas ist die Rechtfertigung dieser verschiedenen Wertbereiche in letzter<br />

Hinsicht nur unter Berufung auf den Kontext <strong>der</strong> Argumentation und Forschergemeinschaft<br />

möglich. Je<strong>der</strong> Bereich genießt als solcher gleiches Recht gegenüber den an<strong>der</strong>en<br />

und kann durch seine eigenen Argumentationsverfahren gestützt werden, wenn diese in<br />

ihrer Formalität aus "guten Gründen" den Anspruch auf Anerkennung anmelden... Für<br />

Habermas ist die Ausdifferenzierung <strong>der</strong> Vernunft, wie sie Kant und in <strong>der</strong> Nachfolge<br />

Max Weber geleistet haben, ein Charakterzug <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne, <strong>der</strong>en Projekt - die<br />

Menschheit aufzuklären und zu befreien - zugleich mit diesem aufgegeben werden<br />

müßte." 810<br />

Allerdings grenzt sich Habermas insofern auch gegen Kant ab, als er dessen Theorem<br />

des transzendentalen Ichs verwirft und im Gefolge Hegels behauptet, daß Erkenntnis,<br />

Sprache, Handeln sowie Gesellschaft nur aufgrund ihrer Entwicklung erfaßt und<br />

verstanden werden können. Das hat zur Folge, daß Habermas sich in seinem Denken<br />

806So mit Kneer, Pathologien, 9-14.<br />

807 Ro<strong>der</strong>ick, Habermas, 35.<br />

808 Vgl. allgemein zum Problem einer Theorie <strong>der</strong> Rationalität: Schnädelbach, Rationalität, 276-<br />

294.<br />

809 Vgl. Habermas, Mo<strong>der</strong>ne, 27ff.<br />

810 Ro<strong>der</strong>ick, Habermas, 36.<br />

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