Erhard Weigel â 1625 bis 1699 - Astrophysikalisches Institut und ...
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Die Beziehung zwischen <strong>Erhard</strong> <strong>Weigel</strong> <strong>und</strong> Gottfried Kirch 107<br />
2 Studierte Kirch bei <strong>Weigel</strong> Astronomie?<br />
Auf die heute übliche Antwort der astronomischen Historiographie auf diese<br />
Frage wurde bereits oben hingewiesen. Geht man die biographische Literatur<br />
zu Gottfried Kirch 10 in zeitlich rückwärtsschreitender Linie einmal<br />
durch, so findet man die Aussage, daß Kirch bei <strong>Weigel</strong> in Jena studiert habe,<br />
erstmals 1737 im 15. Band des Universallexikons von Johann Heinrich<br />
Zedler (1706–1763). Darin heißt es:<br />
„Kirch, (Gottfr.) ein Astronomus ordinarius der Königlich=Preußischen<br />
Societät derer Wissenschafften in Berlin, gebohren zu Gubem in der Nieder=Lausitz<br />
im Jahr 1639. den 18. Decembr. war eines Schneiders Sohn.<br />
Seine Eltern musten in der damahligen Kriegs=Unruhe nach Polen fliehen,<br />
es wurde ihnen aber auf der Flucht alle das ihrige vom Feinde abgenommen.<br />
Diesemnach muste er seinen Unterhalt bey Fortsetzung seines<br />
studiren selbst suchen. Er legte sich auf die Mathematic <strong>und</strong> sonderlich<br />
auf die Astronomie, erfand viele Dinge durch eigenes Nachsinnen, insonderheit<br />
einige Sterne, wodurch er die Sächsischen Chur=Schwerdter,<br />
den Reichs=Apffel <strong>und</strong> Brandenburgischen Scepter unter die andern Himmels=Zeichen<br />
mitbrachte; studirte zu Jena unter <strong>Weigel</strong>ii Anführung, welcher<br />
ihn dem Hevelio in Dantzig recommendirte / der sich seiner im calculiren<br />
<strong>und</strong> observiren eine Zeitlang bediente. Hierauf setzte er seine Studia<br />
zu Königsberg fort.“ 11<br />
Bei genauer Ansicht der noch älteren Quellen fällt ein Unterschied in der<br />
sprachlichen Formulierung bezüglich eines Aufenthaltes von Kirch in Jena<br />
<strong>und</strong> des Zusammentreffens mit <strong>Weigel</strong> auf. So heißt es 1713 bei Andreas<br />
Stübel (1653–1725):<br />
„Es war dieser wohlbestalte Königl. Astronomus gebohren zu Guben in<br />
der Nieder=Laußnitz den 18. Dec. st. n. A. 1639. Sein Vater ist gewesen<br />
Meister Michael Kirch / Bürger <strong>und</strong> Schneider in Guben; die Mutter Frau<br />
Maria Laugisiußin. Wegen einfallender Kriegs=Troublen hat er in zarter<br />
Kindheit mit seinen Eltern in Polen flüchtig werden müssen; auf welcher<br />
Flucht ihnen alles von Feinden geraubet <strong>und</strong> sie in äuserste Armuth gesetzet<br />
worden; So daß die Eltern ihn zwar hernach zu Hause zur Schule / nicht<br />
aber zu fernern Studien halten können. Weswegen er selbst seinen Unterhalt<br />
in der Welt gesuchet / <strong>und</strong> sich endlich / weil er die Mathematic <strong>und</strong><br />
sonderlich Astronomiam geliebet / mit dem berühmten <strong>Weigel</strong>io zu Jena<br />
bekannt gemacht; durch dessen Recommendation er zu Hrn. Hevelio nach<br />
10Eine ausführliche Übersicht dazu findet man bei Herbst, K.-D.: Astronomie um 1700<br />
. . . (1999), S. 126–128.<br />
11Zedler, J. H.: Grosses vollstaendiges Universallexikon . . . (1732–1754), Bd. 15<br />
(1737), Sp. 702.