Erhard Weigel â 1625 bis 1699 - Astrophysikalisches Institut und ...
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116 Klaus-Dieter Herbst<br />
Hieran knüpft schließlich der dritte Schwerpunkt an, wenn Teuber fortfährt:<br />
„Sonst verlanget mein Hochgeehrt: H[err], wie auß deßen schreiben<br />
ersehen, von Instrumenten auch etwas selbst zu machen, anlaß zu haben,<br />
<strong>und</strong> zweiffelt in Leipzig dar zu zu gelangen; wünschete daß Derselbe hier<br />
were, oder auf eine zeit lang zu uns zu kommen belieben wolte, [. . . ]. So<br />
dürffte auch der H[err] bey sodaner gelegenheit nicht viel unkosten als etvan<br />
6 g[roschen] wöchentlich aufwenden, maaßen sich Ihr Excell: der H[err]<br />
Prof: so gütig darzu heraußgelaßen, <strong>und</strong> versprachen, dem H[errn], nach<br />
deßen belieben, dem tisch in convictorio (deßen ich mich auch bediene,<br />
weil alhier darinnen ziehmlich vergnügt außzukommen, denn alle mahlzeiten<br />
deren speisen, als eine suppen, ein zugemüse, <strong>und</strong> gerichte fleisch, <strong>und</strong><br />
ieder person eine kanne bier, aufgetragen wird) als bald zu verschaffen;<br />
die Stube so ich beym H[errn] Professor im collegio, <strong>und</strong> darauf meine<br />
wenige werckstad <strong>und</strong> Werckzeug meisten theils habe, könte dem H[errn]<br />
auch dienen, [. . . ]. Were demselben nun mit diesem schlechten anerbiethen<br />
etwas gedienet, konte Er sich etwan kurtz nach dem Ostern feiertagen,<br />
(denn zu vor werde ich nach Zeitz verreisen, gegen Pfingsten aber wohl gar<br />
von hinnen ziehen,) auf eine zeit lang von seinen nöthigen geschäfften so<br />
viel abmüßigen, zu uns kommen, <strong>und</strong> nach belieben etliche nöthige Tabulas<br />
astronomicas, dero sich d[er] H[err] bedienet, mit sich bringen, damit,<br />
weil mann nicht stetig feilen <strong>und</strong> zirckeln kan, an stad einiger recreation<br />
mann in calculo astronomico, (wor zu ich sonderliche beliebung trage) sich<br />
verlustiren könne. Bitte mit nechsten des H[errn] beliebige resolution.“ 42<br />
Das ist nun eine sehr schmackhafte Offerte an Kirch, im Frühjahr 1682<br />
nach Jena zu kommen, um in erster Linie einige mechanische Arbeiten<br />
auszuführen. Diese Einladung wurde zwar von Teuber ausgesprochen, doch<br />
wird sie am Ende des Briefes im Zusatz („PS.“) von <strong>Weigel</strong> wiederholt <strong>und</strong><br />
damit bekräftigt. Es darf deswegen wohl vermutet werden, daß auch Wei-<br />
. . . (1750/51), Zweyter Theil (1750), Sp. 2406–2408). Leupold, der in Leipzig wirkte, war<br />
nicht nur ein exzellenter Instrumentenmacher, sondern er gilt auch als der bedeutendste<br />
deutsche technologische Schriftsteller in der ersten Hälfte des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts. An<br />
mindestens zwei Stellen geht Leupold in seinen Schriften auch auf technische Leistungen<br />
bzw. Erfindungen von <strong>Weigel</strong> ein (vgl. Leupold, J.: Catalogus . . . (1722), S. 4; Leupold,<br />
J.: Theatrum Machinarium . . . (1725), S. 149 ff.). In Anspielung auf <strong>Weigel</strong>s pädagogische<br />
Vorstellungen <strong>und</strong> Lehrmethoden heißt es an anderer Stelle: „Leupolds spätere<br />
Betonung der Notwendigkeit einer Verbindung von Kunstfertigkeit mit mathematischer<br />
Theorie <strong>und</strong> experimenteller Praxis haben zweifellos ihre Wurzeln in dem Einfluß, den<br />
<strong>Weigel</strong> in Jena auf ihn ausgeübt hat.“ (Hiersemann, L.: Jacob Leupold . . . (1982), S. 18;<br />
zu Leupold vgl. z. B. Banse, G. <strong>und</strong> Wollgast, S.: Biographien bedeutender Techniker<br />
. . . (1987), S. 69–75.)<br />
42 Gottfried Teuber an Gottfried Kirch vom März 1682. Handschriftenabteilung der<br />
Öffentlichen Bibliothek der Universität Basel, Ms L Ia 726, Bl. 60r,v.