Erhard Weigel â 1625 bis 1699 - Astrophysikalisches Institut und ...
Erhard Weigel â 1625 bis 1699 - Astrophysikalisches Institut und ...
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<strong>Erhard</strong> <strong>Weigel</strong> in seiner Zeit 25<br />
Trichter seiner nach dem Prinzip des Heronsbrunnens konstruierten Kellermagd<br />
ein Maß Wasser goß <strong>und</strong> aus einem anderen Rohr scheinbar dasselbe<br />
in Wein verwandelt zapfen konnte, oder wenn er seine Besucher zum Dach<br />
aufsteigen ließ <strong>und</strong> sie dort bereits erwartete, weil er sich flink mit seinem<br />
Fahrstuhl nach oben gehievt hatte.<br />
<strong>Weigel</strong> hatte einen auf praktische Anwendungen ausgerichteten Sinn für<br />
mechanische Sachverhalte <strong>und</strong> das nötige bastlerische Geschick zur Herstellung<br />
entsprechender Vorrichtungen. Sein starker Hang zur Originalität<br />
ließ ihn immer neue Gerätschaften für die praktische Anwendung, didaktische<br />
Modelle für die Ausbildung <strong>und</strong> künstlerische Spielereien im Stile der<br />
Zeit entwerfen <strong>und</strong> herstellen. Der Begriff „Erfindungen“ ist bei ihm sehr<br />
weit gefaßt (s. Tabelle 1 <strong>und</strong> 2).<br />
Besonders hervorzuheben ist sein Sternweiser (Astrodicticum simplex),<br />
der den Studenten im astronomischen Praktikum das Auffinden von Sternen<br />
am Himmel bzw. ihrer Namen in den Himmelskarten erleichterte. Drehte<br />
man das Visierlineal in Richtung eines sichtbaren Sterns, dann zeigte<br />
ein damit verb<strong>und</strong>ener Stift auf einem Himmelsglobus auf den Sternnamen.<br />
Das Gerät ist wahrscheinlich die einzige von <strong>Weigel</strong>s Erfindungen,<br />
die heute noch etwas modifiziert produziert wird – allerdings nur in Form<br />
des Astrodicticum simplex <strong>und</strong> nicht des Monstrums Astrodicticum compositum,<br />
mit dem angeblich mehr als 100 Beobachter gleichzeitig einen<br />
Stern aufsuchen konnten. Der Sternweiser ist auch in Abbildung 5 unter<br />
den astronomischen Geräten <strong>Weigel</strong>s mit dargestellt.<br />
Tabelle 1: <strong>Weigel</strong>s Erfindungen (nach „Mathematische Kunstübungen“,<br />
Jena 1670; Nr. XXVI fehlt im Original )<br />
Nr. Lateinischer Name Deutscher Name nach <strong>Weigel</strong><br />
+ Erläuterung<br />
I. Divisor vicarius Zahlwechsel zu leichtern dividirn<br />
für Brüche a/(b–c) mit c≪b<br />
II. Microgonioscopium Ein Minutenweiser<br />
zur genauen Winkelablesung<br />
III. Subsidium stereometricum eine vorteilhafte Viesier=Ruthe<br />
zur Bestimmung des Fässerinhalts<br />
IV. Pons heteroclitus Eine Verkehrs=Brücke,<br />
eine leicht begehbare Treppe<br />
V. Verna mechanicus Ein Haus=Zug,<br />
ein Lastenaufzug im Haus