Erhard Weigel â 1625 bis 1699 - Astrophysikalisches Institut und ...
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<strong>Erhard</strong> <strong>Weigel</strong>s Zeit an der Universität Leipzig (1647 <strong>bis</strong> 1653) 75<br />
beobachtete; dieses astronomische Ereignis bildet dann das Thema seiner<br />
Jenaer Antrittsrede 24 . Schließlich verfügen wir über mehrere Mitteilungen<br />
darüber, daß in Leipzig in der Mitte des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts von verschiedenen<br />
Personen Observationen des Sternhimmels durchgeführt wurden 25 .<br />
<strong>Weigel</strong> wird also, kann man vermuten, in der Messestadt eine Atmosphäre<br />
vorgef<strong>und</strong>en haben, die seinen astronomischen Interessen günstig war.<br />
2 Die Leipziger Universität. Philipp Müller als Lehrer <strong>Weigel</strong>s<br />
Welches Bild bot nun die Leipziger Universität am Ende des langen, furchtbaren<br />
Krieges? Sicher hatten die Kriegseinwirkungen in äußerer Hinsicht<br />
auch die Hochschule unmittelbar getroffen: durch die Zerstörung von<br />
Gebäuden <strong>und</strong> durch den allgemeinen wirtschaftlichen Niedergang, der ihre<br />
ökonomische Basis schädigte. Immerhin hatte man aber noch während des<br />
Krieges die Kraft gef<strong>und</strong>en, das am schwersten betroffene Petrinum (Juristische<br />
Fakultät) wiederzuerrichten, <strong>und</strong> vor allem strömten die Studenten<br />
in fast ungeminderter Zahl nach Leipzig; 600 ließen sich 1647 immatrikulieren,<br />
1653 waren es schon 1075. Wittenberg, die in der Stärke der Frequenz<br />
folgende Hochschule, lag dagegen nur bei 379 bzw. 596 aufgenommenen<br />
Studenten 26 . Diese hohen Immatrikulationsziffern sind nun freilich nicht<br />
einfach als Beleg für ein hohes Niveau des von den Professoren der Alma<br />
mater lipsiensis gebotenen Unterrichts zu nehmen 27 . In sehr vielen Fällen<br />
dürften es äußere Gründe gewesen sein, die die Studierenden nach Leipzig<br />
zogen, so z. B. die dort bestehenden vielfältigen Verdienstmöglichkeiten.<br />
Dennoch erscheint es mir aus der Sicht des Historikers als ungerecht <strong>und</strong><br />
als Reduktion unseres Bildes der Entwicklung der Wissenschaft, in gängiger<br />
Manier sogleich mit dem stereotypen Hinweis auf die allgemein bekannte<br />
völlige geistige Sterilität der Universität, das Thema wieder zu verlassen.<br />
Es sollte sich vielleicht doch lohnen, wenigstens einen Blick auf die Philoso-<br />
24 Commentatio astronomica de cometa novo . . . (s. Schüling [s. Anm. 3], S. 9). Zur<br />
Leipziger Beobachtung des Kometen vgl. Anm. 81.<br />
25 Vgl. Detlef Döring: Der Briefwechsel . . . (s. Anm. 78), S. 12 ff.<br />
26 Vgl. Franz Eulenburg: Die Frequenz der deutschen Universitäten von ihrer Gründung<br />
<strong>bis</strong> zur Gegenwart. Nachdruck der Ausgabe von 1904. Mit einem Nachwort von<br />
Elisabeth Lea <strong>und</strong> Gerald Wiemers. Berlin 1994, S. 290 ff.<br />
27 Ein sehr negatives Bild der Universität in der Zeit des Krieges, speziell auch der<br />
Philosophischen Fakultät, zeichnet der spätere Theologieprofessor Michael Behm. Man<br />
darf freilich diesen nach einem gerade nur sechswöchigen Aufenthalt in Leipzig gewonnenen<br />
Eindruck nicht verallgemeinern. Vgl. Freytag: Ein Leipziger Studentenbrief von<br />
1637. In: Pfarr-Haus. Hrsg. von F. Blanckmeister. 11. Jg. (1895), S. 142 f. Das lateinischsprachige<br />
Original des Briefes ist nach einer mir erteilten Auskunft nicht mehr in<br />
der Bibliothek des Evangelischen Predigerseminars Wittenberg nachweisbar.