Erhard Weigel â 1625 bis 1699 - Astrophysikalisches Institut und ...
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86 Detlef Döring<br />
Dieser bzw. die gesamte Universität schließen sich jener Beurteilung an:<br />
Raue habe „die gemeine lehrarth in Schulen etwas zu verbessern nicht<br />
temere [. . . ] fürgenommen“; daher sollte man seine Methode für zwei Jahre<br />
ausprobieren 69 . Unterzeichnet ist dieses Gutachten der Universität von<br />
Vertretern aller vier Fakultäten. Für die Philosophen zeichnete <strong>Weigel</strong>s<br />
Lehrer Philipp Müller. Damit ist die Leipziger Alma mater interessanterweise<br />
die einzige der aufgeforderten Bildungseinrichtungen, die positiv<br />
auf Raues Vorschläge reagiert. Wittenberg <strong>und</strong> die Fürstenschulen lehnen<br />
jene Pläne mit aller Entschiedenheit ab. Nach dem gegenwärtigen Quellenstand<br />
läßt sich zwar nicht belegen, daß <strong>Weigel</strong> an jenen Verhandlungen<br />
um die Reformideen des Danziger Lehrers Anteil genommen hat. Andererseits<br />
möchte man doch wenigstens vermuten dürfen, daß <strong>Weigel</strong> von dieser<br />
die gesamte Hochschule erfassenden Diskussion, an der auch der ihm nahestehende<br />
Müller aktiv Anteil nahm, Kenntnis genommen hat. Daß er<br />
später teilweise ähnliche pädagogische Vorstellungen wie Raue vertreten<br />
hat, könnte dann auch in den Erinnerungen <strong>und</strong> Erfahrungen jener frühen<br />
Leipziger Diskussionen begründet gewesen sein.<br />
4 <strong>Weigel</strong>s Bekanntenkreis in Leipzig.<br />
Der Pleißenburgkommandant Basilius Titel<br />
Über <strong>Weigel</strong>s Bekanntenkreis in Leipzig lassen sich fast nur Mutmaßungen<br />
anstellen. So findet sich ein Eintrag <strong>Weigel</strong>s im Stammbuch von Christian<br />
Schindler aus Zittau, der später als Erzieher in Schlesien wirkte 70 . Ob<br />
diese Zeilen eine nähere Verbindung zu Schindler dokumentieren, ist völlig<br />
offen. Sicher scheint dies bei dem späteren Theologen Conrad Feuerlein zu<br />
sein, in dessen Stammbuch <strong>Weigel</strong> sich am 4. 4. 1653 verewigt 71 . Der aus<br />
Jena kommende Feuerlein lebte damals als Privatlehrer in Leipzig <strong>und</strong> besuchte<br />
die Lehrveranstaltungen <strong>Weigel</strong>s <strong>und</strong> zwar mit solchem Erfolg, daß<br />
er nach seiner Rückkehr nach Jena sein Examen mit Bravour absolvierte:<br />
„Denn als unser Feuerlein nach dritthalb Jahren von Leipzig wieder nach<br />
man hat mit ihm drei St<strong>und</strong>en diese Angelegenheit verhandelt. Das Gremium war anschließend<br />
der Auffassung, daß diese Methode als nicht ungeschickt <strong>und</strong> nicht fruchtlos<br />
empfohlen werden könne.)<br />
69 Zitiert nach A. Ziel (s. Anm. 67), S. 6 f.<br />
70 Vgl. Kataloge des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg. Die Handschriften<br />
des Germanischen Nationalmuseums. 5. Bd.: Die Stammbücher. 1. Teil. Bearbeitet von<br />
Lotte Kurras. Wiesbaden 1988, S. 97 (Hs 117 664, Eintrag vom 5. 5. 1653, Bl. 179r).<br />
71 Vgl. Die Stammbücher <strong>und</strong> Stammbuchfragmente der Stadtbibliothek Nürnberg.<br />
Teil 1: Die Stammbücher des 16. <strong>und</strong> 17. Jahrh<strong>und</strong>erts. Bearbeitet von Werner Wilhelm<br />
Schnabel. Wiesbaden 1995, S. 340.