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Erhard Weigel – 1625 bis 1699 - Astrophysikalisches Institut und ...

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54 Leonhard Friedrich<br />

allein mit der Plastizität des Kindes, sondern er brachte auch die taktische<br />

Erwägung ins Spiel, bei einer jüngeren Klientel mit den bestehenden Schulen<br />

nicht in ein Konkurrenzverhältnis zu geraten. „Damit aber denen alten<br />

Schulen an demselben Ort gar nichts abgehen möge, könten nur so viel gar<br />

kleine Kinder, von 2. oder 3. auf höchste von 4. Jahren, welche sonsten vor<br />

dem 6. Jahr nicht in die Schul geschickt zu werden pflegen, dazu employirt<br />

werden, die in einem fein geraumten <strong>und</strong> beqvemlich dazu einzurichtenden<br />

Hauß, durch 4. besondere Praeceptores, mit Abwechslung derer St<strong>und</strong>en<br />

(daß auch diese ihr Ambt mit Freuden thun mögen) also angeführet werden<br />

könten.“ 49<br />

Der Unterrichtsraum wurde ausgestattet mit Anschauungsbildern, die<br />

die äußere Natur repräsentieren <strong>und</strong> auf das Schöpfungswerk hinweisen.<br />

Sie sollten an die Quellen führen, aus denen Erkenntnis geschöpft werden<br />

kann. An der Decke waren die Sternbilder zu sehen. Flora <strong>und</strong> Fauna<br />

präsentierten sich in exemplarischen Darstellungen, <strong>und</strong> auch zur Wahrnehmung<br />

der Welt der Mechanik, der Technik der Handwerker <strong>und</strong> der<br />

Mathematik waren durch entsprechende Bilder Brücken gebaut. Der Lernort<br />

Schule glich einem lehrreichen Naturalien- <strong>und</strong> Instrumentenkabinett.<br />

Die Heranwachsenden umgab ein or<strong>bis</strong> pictus, der sie zum Lernen anregte<br />

<strong>und</strong> die Vorstellung vermittelte, selbst in die Ordnung der Natur eingebettet<br />

zu sein. Eine solche Visualisierung der Welt darf jedoch nicht zu einer<br />

Deutung der <strong>Weigel</strong>schen Lernpraxis im Sinne einer bloß figurativen Rezeption<br />

verleiten. <strong>Weigel</strong> war daran gelegen, die unmittelbare Begegnung<br />

mit Wirklichkeit immer wieder zu suchen, z. B. durch Unterrichtsgänge,<br />

die ihm als unverzichtbar für schulisches Lernen galten. Tätige Auseinandersetzung<br />

mit konkreten Aufgaben war ihm ein wichtiges didaktisches<br />

Prinzip.<br />

Als ein besonderes Kenn- <strong>und</strong> Gütezeichen der Kunst- <strong>und</strong> Tugendschule<br />

hat ein Besucher die von <strong>Weigel</strong> erf<strong>und</strong>enen <strong>und</strong> gefertigten Lehrmittel<br />

geschildert <strong>und</strong> beiläufig den Techniker <strong>und</strong> Erfinder in den Blick gebracht.<br />

Sie wurden als ein wesentliches Moment der „neuen Lehr=Art“<br />

gewürdigt, vor allem, weil sie im Aktivitätsgedanken gründeten <strong>und</strong> –<br />

wie dieser der Intention <strong>Weigel</strong>s entsprechend feststellte – dazu beitrügen,<br />

daß die Kinder „durch lauter thätige Wege <strong>und</strong> dergestalt instruirt werden,<br />

daß sie sich selten passive, sondern immer aktiv beim Lernen verhalten“<br />

50 . Der hospitierende <strong>Weigel</strong>schüler Johannes Meyer bestätigte in<br />

seinem Bericht <strong>Weigel</strong>s Darstellung von der „grossen Schreib= <strong>und</strong> Rechen=Regul“<br />

51 , der „Leseregel“ <strong>und</strong> der „zu Facilitirung des Memorirens<br />

49 a. a. O., S. 138.<br />

50 J. M. P. P., S. 110 (siehe Anm. 46).<br />

51 a. a. O., S. 107.

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