Erhard Weigel â 1625 bis 1699 - Astrophysikalisches Institut und ...
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36 Johann Dorschner<br />
sieht wie eine biblisch verklausulierte Ankündigung <strong>Weigel</strong>s aus. Der längliche<br />
Gegenstand, mit dem der auf dem Beobachtungsdach des Collegiums<br />
abgebildete Magister hantiert, ist sicher nur die Visiereinrichtung des dort<br />
fest installierten Quadranten, den <strong>Weigel</strong>s Großcousin Christoph <strong>Weigel</strong><br />
auf seinem Stich, der die Aufstockung des Torgebäudes des Collegiums<br />
dokumentierte, bildlich festhielt. <strong>Weigel</strong> las aber später über Instrumentenk<strong>und</strong>e<br />
<strong>und</strong> Optik (siehe Tabelle 3), <strong>und</strong> aus Briefen an den Herzog<br />
Wilhelm Ernst geht hervor, daß er Fernrohrbeobachtungen anstellte. In<br />
der „Fortsetzung des Himmelsspiegels“ (1665) erwähnt er auch die Aufsehen<br />
erregenden Fernrohrbeobachtungen seiner Zeit, z. B. den Saturnring,<br />
den Christiaan Huygens 1655 entdeckte. Warum das Fernrohr bei <strong>Weigel</strong><br />
eine so untergeordnete Rolle spielte, gehört zu den offenen Fragen der<br />
<strong>Weigel</strong>forschung.<br />
In seinen Vorlesungen beschäftigte sich <strong>Weigel</strong> auch mit der Erde als<br />
Himmelskörper. Er las über Finsternisse, Gezeiten, Geographie, Geodäsie,<br />
Zeitrechnung <strong>und</strong> Kalenderwesen. Über das Phänomen der Gravitation<br />
vergab er Magisterdissertationen. Auf diesem Gebiet hatte sich 1663 sein<br />
astronomisch so erfolgreicher Schüler Dörffel promoviert. Was die praktische<br />
Physik betrifft, so las er über Statik, Mechanik <strong>und</strong> über Fortifikation,<br />
aber auch über Wasserspritzen. Die Freude am trickreichen Transport von<br />
Flüssigkeiten durch Rohrsysteme spielt in vielen seiner Erfindungen eine<br />
Rolle.<br />
7 Schlußbemerkungen<br />
Der helle Stern am Himmel der Salana hat relativ wenig Interesse in den<br />
nachfolgenden Jahrh<strong>und</strong>erten der deutschen Wissenschaftsgeschichte gef<strong>und</strong>en.<br />
<strong>Weigel</strong>s Schicksal ist sicher nicht das des verkannten Erfinders,<br />
wie gelegentlich behauptet wurde. Er war erstens mehr als ein Erfinder<br />
im landläufigen Sinne, <strong>und</strong> er war ja zweitens mit seinen Erfindungen in<br />
seiner Zeit durchaus anerkannt. Die von ihm hinterlassenen geistigen Besitzstände<br />
sind eben zum Teil erst später <strong>und</strong> dann mit anderen Namen<br />
verknüpft wirksam geworden, oder sie hatten nur Zeitwert, weil sie an seine<br />
Person geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> offensichtlich nicht an das Gemeingut der Wissenschaft<br />
vererbbar waren.<br />
<strong>Weigel</strong> ist heute als Vertreter der Frühaufklärung anerkannt. Sein ständiges<br />
Eintreten für den höheren Stellenwert der Sachargumente gegenüber<br />
der scholastischen Wortargumentation <strong>und</strong> der alles entscheidenden Rolle<br />
der Autorität sind ein unbestrittenes Verdienst. Als Gelehrter der Aufklärung<br />
weist ihn auch sein konsequentes <strong>und</strong> beharrliches Eintreten für