Erhard Weigel â 1625 bis 1699 - Astrophysikalisches Institut und ...
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Astrometrie – vom Diopter zum Meßsatelliten 159<br />
te in Nürnberg <strong>und</strong> wurde als eigenständiger Beobachter, vor allem aber<br />
als Förderer von Johannes Regiomontanus bekannt. Zeitgenössische Darstellungen,<br />
die Tycho Brahe, Johannes Hevelius <strong>und</strong> andere beim Messen<br />
zeigen, lassen oft auch die benutzten Zeigerwerke erkennen. Auf dem genannten<br />
Stich von Dürr oder anderen Darstellungen seiner Geräte vermißt<br />
man zwar ein solches Hilfsmittel bei <strong>Weigel</strong>, doch gibt es Hinweise auf dessen<br />
Benutzung im Briefwechsel (Klaus-Dieter Herbst in diesem Band, Seite<br />
111 <strong>und</strong> private Mitteilung).<br />
In die Zeit <strong>Weigel</strong>s fiel jene Entwicklung, die das Fernrohr endlich über<br />
die beschreibende Beobachtung hinaus auch zur Positionsmessung zum<br />
Einsatz kommen ließ. Einer der letzten Vertreter der damals eigentlich<br />
bereits überholten Meßtechnik war Hevelius. Er hatte im Jahre 1641 in<br />
Danzig ein Observatorium errichtet <strong>und</strong> wurde bekannt für seine Fernrohrbeobachtungen<br />
an Kometen <strong>und</strong> Planeten, die Projektion des Sonnenbildes,<br />
durch die Begründung der Selenographie mit einer ersten Mondkarte<br />
<strong>und</strong> nicht zuletzt durch seine öffentlichen Demonstrationsbeobachtungen<br />
an Fernrohren von <strong>bis</strong> zu 45 m Länge! Für seine durch eine herausragende<br />
Genauigkeit gekennzeichneten Messungen von Gestirnspositionen lehnte er<br />
dieses Hilfsmittel jedoch ab <strong>und</strong> bediente sich dabei vielmehr eines Quadranten<br />
mit dioptrischer Visiereinrichtung. Die britische Royal Society entsandte<br />
1679 sogar Edmond Halley, um sich von der Wahrhaftigkeit dieser<br />
Messungen überzeugen zu lassen. Wie seine Vorgänger benutzte auch Hevelius<br />
besonders konstruierte Visiere. Diese bestanden augenseitig aus vier<br />
im Quadrat angeordneten Schlitzen, mit denen man über die vier Kanten<br />
einer objektseitigen Blende zum Stern peilte <strong>und</strong> damit eine besonders genaue<br />
Ausrichtung des Trägers der Visiere, der Alhidade, erreichte.<br />
3 Die Erfindung des Meridiankreises<br />
In <strong>Weigel</strong>s Epoche begann aber auch die Entwicklung einer neuartigen<br />
Meßeinrichtung, die <strong>bis</strong> in unsere Zeit hinein charakteristisch für einen ganzen<br />
Zweig der Astrometrie wurde: Olaus Römer erfand den Meridiankreis<br />
(Herbst, 1996). Er erkannte, daß die wirklich zuverlässige Koordinatenbestimmung<br />
nur durch ein in einer festen Ebene, i. a. der Meridianebene,<br />
drehbares, an einer langen Achse beidseitig geführtes Fernrohr möglich ist.<br />
Auch ließ nur der Vollkreis die Kontrolle der für die Deklinationsmessung<br />
wesentlichen Teilungsgenauigkeit zu, da die Kreisteilung nach vollen 360<br />
Winkelgrad in sich zurücklaufen mußte. Im Prozeß der Gravur der Teilung<br />
verbliebene Abweichungen konnten dann als Korrekturgrößen rechnerisch<br />
über den Umfang verteilt werden. Römer beschrieb seine Rota meridiana<br />
in einem Brief vom 15. Dezember 1700 an Gottfried Wilhelm Leibniz.