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Erhard Weigel – 1625 bis 1699 - Astrophysikalisches Institut und ...

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<strong>Erhard</strong> <strong>Weigel</strong>s Zeit an der Universität Leipzig (1647 <strong>bis</strong> 1653) 77<br />

worden, <strong>und</strong> vor allem mit Schriften zur Astronomie, die zum Bereich<br />

der Mathematik zählte, ist er zuerst hervorgetreten. Auch wissen wir, daß<br />

<strong>Weigel</strong> Vorlesungen Müllers besuchte 32 <strong>und</strong> ihm seine erste Publikation<br />

überhaupt widmete 33 . An anderer Stelle bezeichnet er den Leipziger Mathematiker<br />

gar als „Praeceptor noster Parentis instar“ 34 , was vielleicht<br />

nicht nur als Rhetorik zu verstehen ist.<br />

Müller, der übrigens zuerst an der Medizinischen Fakultät wirkte 35 , ist<br />

sicher ein relativ aufgeschlossener <strong>und</strong> interessierter Beobachter der wissenschaftlichen<br />

Tendenzen seiner Zeit gewesen. Mit keinem geringeren als<br />

Johannes Kepler stand er in enger Verbindung 36 , die damals ganz neue Logarithmenrechnung<br />

hat er alsbald in Leipzig gelehrt, Keplers Bücher <strong>und</strong><br />

dessen Rudolfinische Tafeln verwendete er im Unterricht. Dieser ist freilich<br />

immer noch an Aristoteles als „Princeps Mathematicorum“ orientiert.<br />

Jedoch ergänzt <strong>und</strong> erweitert Müller seinen Unterricht durch die Einbeziehung<br />

neuerer Literatur. Genannt werden u.a. Petrus Ramus, Johann Hartmann<br />

Beyer 37 , der Jesuitenmathematiker Christoph Clavius 38 <strong>und</strong> Guido<br />

del Montes Lehrbuch der Mechanik 39 . Dabei steckt Müller die Ziele seiner<br />

Lehrtätigkeit eher niedrig: Er wolle lediglich den Kern (Nucleus), das<br />

Wesentliche (Viscera) jener „klassischen Werke“ herausstellen. Es sei ihm<br />

genug, das Interesse der Lernenden zu wecken <strong>und</strong> sie zur Lektüre der<br />

Bücher einzuladen. Es sei nicht seine Aufgabe, diese Literatur im einzel-<br />

Biographie s. S. 30 ff.<br />

32 Wenigstens der Besuch der Vorlesung Müllers im Wintersemester 1649/50 läßt sich<br />

nachweisen (Universitätsarchiv Leipzig, Phil. Fak. B 53, Bd. 7, Bl. 26r).<br />

33 Es handelt sich um folgende Veröffentlichung: De ascensionibus et descensionibus<br />

astronomicis dissertatio. Leipzig 1650. Nach Schülings Mitteilung, der ein Exemplar<br />

der Bayerischen Staatsbibliothek benutzte, wird die Dissertation auf der Rückseite des<br />

Titelblattes Müller <strong>und</strong> Hieronymus Kromayer gewidmet. In dem mir zur Verfügung<br />

stehenden Exemplar der UB Breslau (Biblioteka Uniwersytecka Wrocław, Sign. 486800)<br />

fehlt eine solche Widmung.<br />

34 De tempore in genere, autoritate inclytae Facultatis Philosophicae sub praesidio M.<br />

<strong>Erhard</strong>i <strong>Weigel</strong>ii, Weidena-Palatini publice ventilandam proponet respondens Christopherus<br />

Vogelius Nossa-Misnicus . . . Lipsiae 1652 (nach dem Exemplar der UB Breslau,<br />

Signatur: 486801), S. B 2v (These XXII).<br />

35 Schon als Mediziner veröffentlichte Müller Abhandlungen zur Astronomie. 1614 wird<br />

er Professor der Physik, 1617 übernimmt er die Professur für Mathematik.<br />

36 So besuchte ihn Kepler auf seiner Reise nach Regensburg im Jahre 1630. Mit Keplers<br />

Hinterbliebenen stand Müller über lange Jahre in Verbindung.<br />

37 Genannt wird Beyers „Stereometria <strong>und</strong> Logistica decimalis“. Mit dieser Schrift<br />

führte Beyer die Dezimalbrüche in Deutschland ein.<br />

38 Müller verwendet Clavius’ Kommentar zum Euklid.<br />

39 Del Monte war Generalinspektor der Festungen der Toskana <strong>und</strong> ein Mäzen Galileis.<br />

Vgl. Biographisch-Literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften.<br />

Gesammelt von J. G. Poggendorff. 2. Bd. Leipzig 1863, S. 193.

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