Erhard Weigel â 1625 bis 1699 - Astrophysikalisches Institut und ...
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Die Pädagogik <strong>Erhard</strong> <strong>Weigel</strong>s 47<br />
gen, die beim Auftreten von Himmelserscheinungen ausgelöst wurden, um<br />
schließlich unter Bezugnahme auf den „Himmels=Zeiger“ eine Belehrung<br />
mit volksaufklärerischer Intention folgen zu lassen. Es ist wahrscheinlich,<br />
daß er diese bewußt <strong>und</strong> perspektivisch mit seinem Projekt „Kunst- <strong>und</strong><br />
Tugendschule“ verknüpfen wollte: „So scheinets nun, als wolte der Comet<br />
nicht so wohl auff öffentliche Schulen, als auf Privat-Schulen, auf die Hauß-<br />
Zucht, zielen: <strong>und</strong> zwar nicht so wohl auf grosse Kinder; denn die werden<br />
sich hernach wohl geben, sondern vornehmlich auf die kleinen Kinder sehen<br />
[. . . ] Denn wie die kleinen Kinder in Tugenden aufferzogen werden, so<br />
verhalten sich die Alten die sie ziehen, <strong>und</strong> so folgen ihnen auch die Jungen<br />
wenn sie dieser ihre Stell vertreten.“ 17 Hier wird die Idee einer Früherziehung<br />
sichtbar, die auch für sein Schulmodell maßgebend war. <strong>Weigel</strong> wollte<br />
sie auf das engste mit der häuslichen Erziehung verknüpfen <strong>und</strong> verwies<br />
in diesem Zusammenhang auf zeichenhafte kosmische Konstellationen <strong>und</strong><br />
nutzte sie für einen Appell an die Eltern, ihrer pädagogischen Verantwortung<br />
gerecht zu werden: „Damit scheint nun der Comet die Eltern wohlbedächtig<br />
zu vermahnen, daß sie ihre Zweiglein, nechst andächtigem Gebeth,<br />
mit äusserster Behutsamkeit in achtnehmen, <strong>und</strong> nicht nur dem Kindlein<br />
seinen Bauch mit Milch <strong>und</strong> Brey zu füllen trachten [. . . ] .“ 18 Es folgen<br />
detaillierte Ratschläge für die Kleinkinderziehung <strong>und</strong> eine Einschärfung<br />
pädagogischer Prinzipien, ebenfalls unter Bezugnahme auf die pädagogische<br />
Mission des Kometen. Die Winke für die Erziehungspraxis kleidete er<br />
in die der Barockzeit geläufige literarische Form der Allegorie. Er wollte<br />
den Eindruck vermitteln, der Komet hege pädagogische Erwartungen <strong>und</strong><br />
wolle „so wohl den Verstand als die Memorie bey der zarten Kindheit frey<br />
erbauet wissen“ 19 ; der Komet ermahne auch die Eltern, bei der Gemütserziehung<br />
keinen „Wörter-Zwang“ 20 auszuüben, vielmehr nur behutsam –<br />
unter Beachtung des Realitätsbewußtseins der Kinder – auf sie einzuwirken.<br />
Sie sollten auch dafür Sorge tragen, daß das Kind sich in Tugend übe,<br />
indem es z. B. kein Tier „übel, unbarmhertzig oder unverschämt, tractire“<br />
21 ; <strong>und</strong> er fügte hinzu: „Denn ob wohl die Thierlein keine Vernunfft<br />
noch Rechnung üben können; so müssen doch die Menschen, auch von<br />
jugend auff, vernünfftig mit denselben umbgehen.“ 22<br />
Schriften. S. 53–63.<br />
17 <strong>Weigel</strong>: Gesammelte pädagogische Schriften. S. 56.<br />
18 a. a. O., S. 57.<br />
19 a. a. O., S. 58.<br />
20 ebd.<br />
21 a. a. O., S. 59.<br />
22 ebd.