Erhard Weigel â 1625 bis 1699 - Astrophysikalisches Institut und ...
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78 Detlef Döring<br />
nen auszulegen (excutere), er werde nur in sie einführen (inserere) 40 . So hat<br />
Müller über den sehr langen Zeitraum von gut vierzig Jahren unzähligen<br />
Studentengenerationen Kenntnisse in Mathematik, Astronomie <strong>und</strong> Geographie<br />
vermittelt <strong>und</strong> damit zur Prägung ihres Weltbildes beigetragen.<br />
Daß zu jenen Studenten solche Persönlichkeiten wie Paul Fleming zählten,<br />
der Müller übrigens ausdrücklich als seinen größten Lehrer <strong>und</strong> Förderer<br />
bezeichnete, sei nur angemerkt 41 .<br />
Fast sämtliche Publikationen Müllers behandeln astronomische Themen,<br />
<strong>und</strong> die Aufwertung der Astronomie als Wissenschaft im Vergleich zu den<br />
anderen Disziplinen, vor allem zu denen der als höher geltenden Fakultäten,<br />
ist immer wieder sein Anliegen gewesen 42 : Es gäbe keinen Bereich der Gelehrsamkeit,<br />
der nicht von der Kenntnis der Astronomie profitiere. Bei der<br />
Theologie sei es z. B. die Erkenntnis des unsichtbaren Gottes aus seinen<br />
Werken. Ein Forscher, der zu den astronomischen Beobachtungsinstrumenten<br />
greift, ist Müller jedoch nicht gewesen. In einem an Kepler gerichteten<br />
Brief sagt <strong>und</strong> begründet er dies recht deutlich; zugleich unterstreicht er<br />
seine ganz <strong>und</strong> gar didaktische Orientierung: „Itaque observationes et inventiones<br />
a me nullas habeo petove: dux, aetas, ingenium, impensa deest:<br />
nitor aliena fide: oculis non meis cerno; interim hoc ipso, opinione mea<br />
felix, si quae recte et viderunt et acute tradiderunt alij, ego non minus<br />
dextre, vestigiorum signa legens, assequar et discipulis proponam, et saltem<br />
aliqua prosum in vita, si non datur ultra.“ 43 Daß das F<strong>und</strong>ament<br />
der Astronomie als Wissenschaft die Beobachtung der Himmelsvorgänge<br />
mittels der Instrumente bildet, hat Müller gleichwohl mit allem Nachdruck<br />
40 Philipp Müller: Pars IV. Philosophiae Aristotelicae continens Eclogas Mathematicas<br />
ex Aristotelis operibus. Leipzig <strong>1625</strong>, S. 3 f. Eine Analyse von Müllers Vortrag der<br />
Mathematik nach Aristoteles kann hier nicht erfolgen.<br />
41 Vgl. Heinz Entner: Paul Fleming. Ein deutscher Dichter im dreißigjährigen Krieg.<br />
Leipzig 1989, S. 81, Quellennachweis S. 555. Der berühmte Abraham Gotthelf Kästner<br />
urteilt über Müller immerhin wohlwollend: „Müller gab sich doch Mühe für Belehrung<br />
seiner Zuhörer.“ (Geschichte der Mathematik. 4. Bd. Göttingen 1800, S. 404).<br />
42 Vgl. Philippi Mülleri . . . Studiosae Juventutis ad Repetitionem Doctrinae Sphaericae<br />
. . . Invitatorium Programma. Cum brevi sed verissimo Astronomiae Encomio. Leipzig<br />
1638.<br />
43 Brief vom 3. 8. 1622 (Keplers gesammelte Werke. Hrsg. von der Bayerischen Akademie<br />
der Wissenschaften, 18. Bd., S. 97). (Deshalb stelle ich keine Beobachtungen <strong>und</strong><br />
Erfindungen an <strong>und</strong> strebe solche auch nicht an; es mangelt mir hier am Führer, am<br />
Alter, am Ingenium, an den Mitteln. Ich stütze mich auf die Glaubwürdigkeit anderer.<br />
Mit meinen eigenen Augen untersuche ich nicht. Wenn jedoch andere etwas Richtiges<br />
sowohl erkennen als auch genau mitteilen können, bin ich glücklicherweise immerhin<br />
nicht weniger fähig, die Erkenntnisse zu erfassen, zu übernehmen <strong>und</strong> den Studenten<br />
zu vermitteln. So mache ich mich wenigstens zu Lebzeiten nützlich, wenn auch nicht im<br />
Blick auf die Nachwelt.)