GERHARDT

226 Auskultation.
geführten Beweis des zeitlichen Zusammenfallens mit dem präsystolischen
Venenpuls erwiesen), die durch abnorm lange Pause von der Kammerkontraktion
getrennt ist, ein Zustand, der beim absterbenden Tierherzen
in der That beobachtet wurde; beim anderen Typus, den man als postsystolischen
bezeichnen kann, erfolgt der accidentelle Ton nach dem zweiten
Herzton, also zu Beginn der Diastole; sein Zustandekommen ist freilich
schwer zu erklären, Potain meint, dass der schlaffe Herzmuskel durch
das einströmende, im Vorhof gestaute Blut (es handelt sich immer um
Kranke mit geschwächtem linkem A 7 entrikel) gedehnt und dadurch zum
Tönen gebracht werde. Beide Formen von Galopprhythmus finden sich
bei geschwächten, besonders bei erlahmenden vorher hypertrophierten Herzen,
am häufigsten bei Schrumpfniere und bei Arteriosklerose, seltener bei
schweren fieberhaften Krankheiten; ihre Bedeutung ist immer eine ernste,
doch keineswegs absolut ungünstige.
Häufig findet man nur an einer beschränkten Stelle, in der Gegend
der Herzspitze oder der Herzbasis einen Ton gespalten, der in der
weiteren Umgebung einfach erscheint.
In manchen Fällen verlor sich
diese Spaltung bei der einen oder andern Seitenlage oder während
tiefer Atemzüge.
Die Leichenuntersuchung ergab an Stellen, an welchen
der Ton gespalten erschien, ausgedehnte, rauhe Sehnenflecken.
In solchen Fällen, wo der Ton nur in geringer Ausdehnung gespalten
scheint und
diese Eigenschaft unter willkürlich herbeizuführenden
Umständen beseitigt werden kann, ist die Spaltung eine scheinbare,
bedingt durch ein kurzes, an einem Sehnenfleck erzeugtes Geräusch,
das einen der Herztöne begleitet *). —
Bei Verwachsung des Herzbeutels
kann durch das diastolische Zurückprallen der zuvor eingezogenen
Brustwand ein Schall entstehen, der mit dem zweiten Herzton
zusammen einen gespaltenen zweiten Ton darstellt (Friedreich).
Dieses Beispiel zeigt sehr deutlich, wie ausserhalb des Herzens gelegene
Schallerscheinungen bei der Entstehung gespaltener Töne beteiligt
sein können.
B. Geräusche.
1. Experimentelle Untersuchungen, welche zuerst von Corrigan,
dann von K i w i s c h , Heynsius, Tb. Weber,
Thamm,
Chauveau,
Bayer, Nolet, anfangs unabhängig von einander,
später sich immer mehr ergänzend und vervollkommnend, beliefert
worden sind, ergeben die Sätze:
Flüssigkeiten, welche in Röhren, deren Wand benetzend, strömen,
1) Man hüte sich bei der Palpation, die unregelmässige Erschütterung der
Herzgegend durch stark gespaltene Töne mit dem Schwirren zu verwechseln,
welches Geräusche erzeugen.