eBook - Das Geheimnis von Mirith Gilad
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<strong>Das</strong> <strong>Geheimnis</strong> <strong>von</strong><br />
<strong>Mirith</strong> <strong>Gilad</strong><br />
Hundris wanderndes Gesicht<br />
Fünfzig Tagesmärsche lang war das Abertausendheer der Uradhèl gewandert. Wie<br />
eine Narbe hinterliessen sie eine Spur aus tausendfachen Tritten, die sich über<br />
sämtliche Ländereien Endorìns zog. Hagelregen und Fallstürme hatten die Reise<br />
erschwert und manchen Streiter sowie manches Roß erschlagen. Viele lichte<br />
Wesen strömten noch während des Marsches heran und reihten sich in die wogende<br />
Masse aus Rittern; Bògnern; Rößern und Fracht- und Fuhrgewerken mit ein. Nur<br />
die Riesen, die im fernen Arlàthgebirge hausten, waren noch nicht angekommen.<br />
Ilìgan der Elbengesandte war, kurz nachdem das Lager im Undarwald sich aufgelöst<br />
hatte, aufgebrochen um Ildafùr, dem Könige der Friedriesen, <strong>von</strong> der nahenden<br />
Jahrtausendschlacht zu berichten.<br />
Die Uradhèl standen nun kurz vor Dàrvenhohe. Vor ihnen erhoben sich bereits die<br />
Wehrgipfel des Spaltgebirges und ein beschwerlicher Aufstieg erwartete sie. Doch<br />
vorerst ließen sich die erschöpften Mannen zur Rast danieder. Tranken und speisten<br />
um zu neuen Kräften zu gelangen.<br />
Am äußersten Lagersrand hatten sich die scheuen Nyrnarè versammelt. Sie zählten<br />
zu den Heilervölkern und waren ein Wichtelgeschlecht das in den Kräuterhainen<br />
Kastarèniens beheimatet war. Sie konnten ihre Größe verändern. Mal waren sie<br />
winzig klein wie die Beeren eines Rotpfeilerstrauches. Mal so groß wie ein Andrìr.<br />
Ihre kleine Statur bevorzugten sie jedoch. So wanderten sie tagein, tagaus durch<br />
das weite Gräsermeer der Farnòshaine um verletzte Wesen <strong>von</strong> ihren Wunden<br />
genesen zu machen oder die Elral zu beschwören auf das die Toten übersetzen<br />
konnten ins lichte Halwenìr. Nun saßen sie in weiße Leinen gehüllt beim Feuer und<br />
tranken Vàndelkrautsuppe die eine ihrer Spezialitäten war. Sie sprachen kein Wort<br />
miteinander denn die Nyrnarè lasen die Gedanken <strong>von</strong> ihren tiefblauen Augen ab.<br />
Auch sie mußten auf Weissung des Waldherren ihre ersterbende Heimat verlassen.<br />
Die Farnìs war unheilbar erkrankt und der Boden unfruchtbar geworden. Welches<br />
Heilmittel sie in langen Nächten auch ersonnen und zusammenstellten, nichts<br />
konnte der Waldherrin zur Besserung verhelfen. So folgten sie der Spur Aìnuks,<br />
ihrem heiligen Gral, um den verwundeten Streitern beim Feldzug eine heilende<br />
Hand zu gereichen die die angeschlagenen Lebenskräfte im heeren<br />
Schlachtgetümmel stärken sollte.<br />
Wie sie da schweigend saßen und ihre Suppe löffelten fuhr Gandefìn, ihr Heilemeister<br />
plötzlich herum und blickte in die Ebene, die bereits ins glühende Dämmerlicht<br />
getaucht war. Er gewahr einer Reiterschaft am Horizont die sich dem Feldlager stetig<br />
näherte. Er zögerte nicht lange und hieß Tylefìn, seinen ersten Schüler, sich zum<br />
Prachtzelt der Uraelben zu begeben um den Rechthüter und den Gütigen <strong>von</strong> der<br />
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