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1 Thüringer Landtag 4. Wahlperiode 112. Sitzung Donnerstag, den ...

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der Partizipation bestimmte die SED. An ihren abstrusen Führungsanspruch klammerte sie<br />

sich noch bis in <strong>den</strong> November 1989 hinein. Aber weil sich nicht alle damit begnügten, in <strong>den</strong><br />

Nischen der Gesellschaft zu überwintern und mit nötigen Lippenbekenntnissen die vielen<br />

aufgestellten ideologischen Gesslerhüte zu grüßen, deshalb gab es Repressions- und<br />

Spitzelapparate. Die schärfste Waffe im Arsenal, Schild und Schwert der Partei, war das<br />

Ministerium für Staatssicherheit. Diese Gruppe war auf all jene angesetzt, die nicht nach der<br />

Pfeife der SED tanzen wollten, sich nicht nur eine eigene Meinung leisteten, sondern sie<br />

sogar gelegentlich aussprachen. Dieser Apparat verbreitete schlicht eines: Angst; man kann<br />

es noch mal unterstreichen - Angst. Kein Spitzel wusste, was aus dem wird, was er zu<br />

Papier brachte. Am Ende konnten Gorbi-Rufe einen vor <strong>den</strong> Kadi bringen. Zehntausende<br />

politisch Verfolgte und inzwischen Rehabilitierte sprechen eine eigene Sprache.<br />

Meine verehrten Damen und Herren, es fiel mir bereits damals schwer und es fällt mir bis<br />

heute schwer, diejenigen zu verstehen, die sich für <strong>den</strong> Aufbau des SED-Regimes und sein<br />

politsches Überleben als einen von der SED gelenkten Staat eingesetzt haben. Diesem<br />

Sozialismusexperiment auf deutschem Bo<strong>den</strong> hat die historische Legitimität von Anfang an<br />

gefehlt. Ich sehe bis heute nicht, welcher Zweck das Mittel der Diktatur heilen sollte. Doch<br />

war in <strong>den</strong> letzten 20 Jahren für viele viel Zeit, sich mit ihrem Part in diesem System<br />

auseinanderzusetzen, sich von Blendung und Verblendung freizumachen. Auch die CDU<br />

Thüringens hat sich in ihrem Grundsatzprogramm noch einmal zu ihrer Mitverantwortung<br />

bekannt und damit an das Schuldbekenntnis der Ost-CDU im Dezember 1989 angeknüpft.<br />

Es wäre unmenschlich in des Wortes doppelter Bedeutung, Trägern des alten Regimes, die<br />

Mitarbeit im demokratischen Verfassungsstaat zu verweigern, natürlich von <strong>den</strong> Fällen, in<br />

<strong>den</strong>en jemand schwere persönliche Schuld auf sich gela<strong>den</strong> hat, einmal abgesehen.<br />

Spitzeldienste, verehrte Kolleginnen und Kollegen, gehen darüber jedoch weit hinaus. Wer<br />

andere bespitzelt, der hintergeht sie, er verrät sie und betrügt sie,<br />

(Beifall CDU)<br />

und zwar mit unabsehbaren, für <strong>den</strong> Spitzel nicht absehbaren Konsequenzen mit einer<br />

Einschränkung, dass mit dieser Spitzelei Argumente für einen Repressionsapparat geliefert<br />

wur<strong>den</strong>; das dürfte diesen Spitzeln in aller Regel bekannt gewesen sein. Aus diesem Grunde<br />

ist es auch nicht falsch, auf diese Personengruppe noch einmal einen gesonderten Blick zu<br />

werfen. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Wiefelspütz - Herr Höhn, merken Sie bitte mal mit<br />

auf - hat im ersten gesamtdeutschen Bundestag klipp und klar erklärt, dass solche Leute<br />

nicht in demokratisch gewählte Parlamente gehören. Der Gedanke, dass Spitzel des MfS<br />

und der Kripoabteilung K 1 in Parlamenten sitzen, ist für viele Menschen immer noch und bis<br />

heute unerträglich.

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