v bundesamt für kartographie und geodäsie - DGK - Bayerische ...
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205<br />
Institut <strong>für</strong> Erdmessung<br />
Universität Hannover 1<br />
2003<br />
1. Institutsarbeiten, Forschungsprojekte<br />
Integrierte Sensoranalyse am Beispiel von CHAMP<br />
(DFG-Projekt MU 1141/2-2, 2-3)<br />
Die Arbeiten zur integrierten Sensoranalyse wurden erfolgreich<br />
abgeschlossen. Das Forschungsvorhaben diente dazu,<br />
die Leistungsfähigkeit des CHAMP-Satelliten als Ganzes<br />
in seiner Funktion als Schwerefeldsensor beurteilen zu können.<br />
Dazu wurde ein Software-Simulator entwickelt, der<br />
alle Sensoren (GPS-Empfänger, Sternsensoren, Beschleunigungsmesser)<br />
bzw. Aktuatoren (Düsensystem) <strong>und</strong> deren<br />
wechselseitiges Zusammenspiel simuliert. Die integrale<br />
Kombination der Fehleranteile der verschiedenen Sensoren/<br />
Aktuatoren erlaubte genaue Fehleruntersuchungen. Nach<br />
der Validierung der Simulationssoftware durch Vergleich<br />
mit den tatsächlichen CHAMP-Beobachtungen trugen die<br />
Simulationen wesentlich dazu bei, fehlerhafte Module der<br />
Mission aufzufinden <strong>und</strong> deren Auswirkung auf die<br />
Missionsziele, die Bestimmung des Gravitationsfeldes der<br />
Erde, zielgerichtet zu untersuchen. Aufgr<strong>und</strong> der erfolgreichen<br />
Arbeiten in diesem Projekt wurden ähnliche Simulatoren<br />
<strong>für</strong> die Schwerefeldmissionen GOCE <strong>und</strong> GRACE<br />
entwickelt.<br />
Auswertung von Lasermessungen zum Mond<br />
Die Arbeiten als Lunar-Analyse-Zentrum im Internationalen<br />
Laser Ranging Service (ILRS) wurden fortgesetzt. Es<br />
wurden insbesondere Überlegungen zu notwendigen Maßnahmen<br />
im Hinblick auf die Genauigkeitssteigerung des<br />
Analysemodells <strong>und</strong> die bessere Nutzung der Langzeitstabilität<br />
der Mondbeobachtungen angestellt. Es ist geplant,<br />
die wissenschaftlichen Untersuchungen im Rahmen einer<br />
kombinierten Forschungsförderung im Bereich „Erdrotation<br />
<strong>und</strong> globale dynamische Prozesse“ wieder stärker zu<br />
forcieren.<br />
Satellitengradiometriemission GOCE: Mitarbeit im<br />
Projekt GOCE-GRAND des BMBF-Geotechnologien-<br />
Programms<br />
Kalibrierung <strong>und</strong> Validierung von satellitengradiometrischen<br />
Messungen der GOCE-Mission (Teilprojekt 6)<br />
GOCE-GRAND (GOCE-GRavitationsfeld-ANalyse<br />
Deutschland) ist ein Zusammenschluss deutscher Institute<br />
zur GOCE-Schwerefeldanalyse, gefördert durch das Geotechnologien-Programm<br />
des BMBF <strong>und</strong> der DFG. Die ESA-<br />
Mission GOCE (Gravity Field and Steady State Ocean Circulation<br />
Explorer) wird 2006/07 als erste Satellitengradiometriemission<br />
gestartet werden. GOCE ist ausgestattet mit<br />
GPS-Empfängern zum high-low Satellite-to-Satellite Tracking<br />
(SST-hl) <strong>und</strong> einem dreiachsigen Gravitationsgradiometer<br />
(Satellite Gravity Gradiometry, SGG). Dabei ist eine<br />
Messgenauigkeit im mE-Bereich (1 Eötvös = 10 -9 1/s²)<br />
angestrebt, womit eine Geoidbestimmung mit der Genauigkeit<br />
von 1 cm bzw. eine Genauigkeit von 1 mGal der<br />
Schwereanomalien bei einer räumlichen Auflösung von 100<br />
km auf der Erdoberfläche erreicht werden kann. Basierend<br />
auf den Ergebnissen der Schwerefeldbestimmung werden<br />
neue Anwendungsfelder in der Geodäsie <strong>und</strong> in vielen<br />
Nachbardisziplinen (z.B. Ozeanographie, Geophysik,<br />
Klimatologie <strong>und</strong> Glaziologie) erschlossen.<br />
Für die Untersuchungen im Vorfeld stehen simulierte Datensätze<br />
zur Verfügung. Im Rahmen dieses Teilprojektes beschäftigt<br />
sich Dipl.-Ing. K. I. Wolf mit der externen Kalibrierung,<br />
um die Messdaten in der Nachprozessierung mit<br />
dem tatsächlichen Erdschwerefeld in Beziehung zu bringen.<br />
Dazu werden mit Hilfe des Kollokationsverfahrens Gravitationsgradienten<br />
aus vorhandenen terrestrischen Schwereanomalien<br />
bestimmt. Da die Kollokation die Inversion einer<br />
Matrix bzw. die Lösung eines Gleichungssystems mit der<br />
Anzahl der eingeführten Schwereanomalien als Dimension<br />
(z.B. bei 17x17 a 5’ Daten 41.000 Beobachtungen, also<br />
41.000² Matrizenelemente) benötigt, wurde auf Rechenkapazitäten<br />
des Regionalen Rechenzentrums Niedersachsen<br />
zurückgegriffen. Dort steht das Parallelrechensystem Sun<br />
Enterprise 10000 mit 32 Prozessoren zur Verfügung. Zurzeit<br />
wird an der Umstellung auf den Hochleistungsrechner Nord<br />
(IBM pSeries 690) gearbeitet, um die Rechenzeit weiter<br />
zu verkürzen. Die Berechnungsmethode wird durch Vergleich<br />
der Gradienten aus einer Integralformelberechnung<br />
evaluiert; die Gradienten werden als Referenzgrößen zur<br />
Kalibrierung der GOCE-Daten verwendet.<br />
Die kalibrierten GOCE-Messdaten müssen einer Qualitätskontrolle<br />
unterzogen werden, die in erster Linie grobe <strong>und</strong><br />
systematische Fehler in den Messdaten aufdecken <strong>und</strong> eine<br />
Genauigkeitsabschätzung liefern soll. Diese Validierung<br />
wird von Dipl.-Ing. F. Jarecki bearbeitet. Zunächst werden<br />
interne Vergleichsmöglichkeiten der GOCE-Sensoren zur<br />
Validierung herangezogen. Dazu werden z.B. Gradienten<br />
in gleichen Satellitenpositionen, also in Spurkreuzungspunkten<br />
verglichen. Wegen unterschiedlicher Flughöhen<br />
<strong>und</strong> Gradiometerorientierungen werden Reduktionen benötigt,<br />
die aber – im Gegensatz zur externen Validierung,<br />
bei der komplette Vergleichswerte berechnet werden<br />
1<br />
Institut <strong>für</strong> Erdmessung, Universität Hannover, Schneiderberger Str.50, 30167 Hannover; Fax: +49 511 762-4006, Tel. +49 511 762-2796,<br />
E-mail: denker@ife.uni-hannover.de