v bundesamt für kartographie und geodäsie - DGK - Bayerische ...
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294 Fachinstitute an Universitäten <strong>und</strong> Hochschulen<br />
Referenzsystems. Darüber hinaus können die Invarianten<br />
als Beobachtungsgrößen einer beliebigen Parametrisierung<br />
des Erdgravitationsfeldes (z.B. sphärisch, ellipsoidisch)<br />
dienen. Die drei F<strong>und</strong>amentalinvarianten lassen sich über<br />
das Eigenwertproblem aus der Lösung der charakteristischen<br />
Gleichung berechnen. Die erste Invariante ist dabei<br />
gerade die Spur des Gravitationstensors. Die zweite <strong>und</strong><br />
dritte Invariante setzen sich aus aufsummierten Produkten<br />
zwischen den Gravitationsgradienten zusammen. Daraus<br />
resultiert ein nicht-linearer funktionaler Zusammenhang<br />
mit den zu bestimmenden Stokes-Koeffizienten. Folglich<br />
müssen im Rahmen eines iterativen Vorgehens die jeweiligen<br />
Verbesserungen an die Näherungswerte der unbekannten<br />
Größen bestimmt werden. Dies geschieht in Form<br />
einer Ausgleichung nach der Methode der kleinsten<br />
Quadrate.<br />
Die Dimension des Problems lässt sich wie folgt abgrenzen.<br />
Der Satellit soll planmäßig über einen Zeitraum von einem<br />
Jahr Daten mit einer Aufzeichnungsrate von 1s sammeln.<br />
Dies ergibt ca. 30 Millionen Beobachtungszeitpunkte, wobei<br />
<strong>für</strong> jeden dieser Zeitpunkte drei Beobachtungen anfallen<br />
(die drei F<strong>und</strong>amentalinvarianten). Für eine räumliche Auflösung<br />
von 70km bzw. eine spektrale Auflösung bis Grad<br />
<strong>und</strong> Ordnung 300 fallen insgesamt etwa 100 000 unbekannte<br />
Koeffizienten an. Alleine die Normalgleichungsmatrix erfordert<br />
damit einen Speicherbedarf von knapp 100GB. Hinzu<br />
kommt der enorm rechenintensive Aufwand zur Erstellung<br />
der Designmatrix. Es steht außer Zweifel, dass ein<br />
solches Problem heutzutage mit einem gewöhnlichen PC<br />
nicht zu lösen ist, so dass <strong>für</strong> eine zeitgerechte Forschung<br />
im Bereich der Satelliten<strong>geodäsie</strong> die Ressourcen des<br />
Höchstleistungsrechenzentrums Stuttgart (HLRS) genutzt<br />
werden müssen.<br />
Bestimmung des Geoidpotentialwertes W 0 aus dem Baltic<br />
Sea Level Projekt <strong>und</strong> den neuen Satelliten-Schwerefeldmodellen<br />
Ein Ziel der neuen Schwerefeldmodelle der Satellitenmissionen<br />
besteht darin, die Genauigkeit des bisher bekannten<br />
Potentialwertes W 0 des Geoides zu verbessern, der<br />
unter anderem in der Ozeanographie, bei der Festlegung<br />
eines Höhendatums <strong>und</strong> bei der Höhenbestimmung mit GPS<br />
eine zentrale Rolle spielt. In einem gemeinsamen Projekt<br />
mit dem FGI (Finnish Geodetic Institute, Masala/Finnland)<br />
werden <strong>für</strong> die verbesserten Berechnungen die neuen<br />
Schwerefeldmodelle der Satellitenmissionen CHAMP <strong>und</strong><br />
GRACE sowie zusätzlich Messpunkte des Baltic Sea Level<br />
Projektes im Landesinneren Finnlands herangezogen.<br />
Zunächst wird dazu aus den während des Baltic Sea Level<br />
Projektes bestimmten Koordinaten der Messpunkte mit Hilfe<br />
eines Schwerefeldmodells der Potentialwert des jeweiligen<br />
Punktes bestimmt. Mit Hilfe geeigneter Reduktionen werden<br />
diese Potentialwerte dann auf Geoid- bzw. Meereshöhe<br />
reduziert. Da die orthometrischen Höhen der Inlandspunkte<br />
aus den finnischen Nivellementsschleifen bekannt sind,<br />
enfällt eine Beschränkung auf Messpunkte an der Küste.<br />
Anschliessend werden durch Mittelwertbildung der reduzierten<br />
Potentialwerte die statistischen Werte <strong>für</strong> W 0 <strong>und</strong><br />
seine Genauigkeit ermittelt.<br />
Durch Hinzunahme von Inlandspunkten sowie Anwendung<br />
neuer Schwerefeldmodelle wird eine Verbesserung des<br />
aktuellen Wertes erwartet. In Diskussion ist eine weitere<br />
Korrektur, die Geoiddifferenzen zwischen den globalen<br />
Schwerefeldmodellen der Satellitenmissionen <strong>und</strong> dem<br />
lokalen finnischen Geoid (ermittelt aus finnischen Punktdaten<br />
wie Nivellement <strong>und</strong> GPS.Messungen) berücksichtigen<br />
soll <strong>und</strong> damit eine Anpassung an lokale Effekte bewirken<br />
soll.<br />
Als notwendige Vorarbeit fand ein Vergleich der globalen<br />
Schwerefeldmodelle mit lokalen Finnischen <strong>und</strong> Skandinavischen<br />
Geoidmodellen sowie terrestrischen Punktdaten<br />
(Nivellement, GPS-Messungen) statt. Die bestimmten<br />
Differenzen dienen auf der einen Seite als unabhängige<br />
Evaluation der Schwerefeldmodelle <strong>und</strong> andererseits der<br />
zuvor genannten Korrektur.<br />
Hypothesentest <strong>und</strong> bewertende Statistik der Hauptverzerrungen<br />
<strong>und</strong> der Orientierungen eines zufälligen<br />
Deformationstensors<br />
Kenntnisse über die Verformung des Erdkörpers bilden<br />
einen wichtigen Beitrag zur Erdbebenforschung <strong>und</strong><br />
-vorhersage. Mit Hilfe hochgenauer geodätischer Messverfahren<br />
(z.B. satellitengestützter Raumverfahren) ist es<br />
in den vergangenen Jahren möglich geworden, Relativverschiebungen<br />
von Punktfeldern selbst über Kontinente<br />
hinweg hochgenau zu vermessen. Diese Tatsache motiviert,<br />
die Komponenten des Deformationstensors aus präzisen<br />
geodätischen Beobachtungen zu schätzen <strong>und</strong> mittels geeigneter<br />
statistischer Tests zu analysieren, ohne die auf den<br />
Körper einwirkenden Kräfte selbst zu kennen. Die Entwicklung<br />
eines solchen mathematisch-statistischen Verfahrens<br />
ist ebenso Forschungsgegenstand wie die Untersuchung des<br />
Einflusses systematischer Fehler auf die einzelnen Komponenten<br />
des Deformationstensors <strong>und</strong> die Signifikanz ihrer<br />
Detektion. Konkret besteht die Aufgabe darin, die stochastischen<br />
Hauptdehnungen <strong>und</strong> Hauptdehnungsrichtungen aus<br />
den Komponenten des Deformationstensors zu bestimmen<br />
<strong>und</strong> unter Einsatz neu zu entwickelnder Hypothesentests<br />
sowie der gr<strong>und</strong>legenden Wahrscheinlichkeitsverteilungen<br />
zu testen. Basierend auf den Gr<strong>und</strong>lagen der Gauß'schen<br />
Normalverteilung <strong>für</strong> Elemente eines symmetrischen<br />
Zufallstensors wurden die <strong>für</strong> Hypothesentests von Deformationsmassen<br />
notwendigen Stichprobenverteilungen der<br />
Zufallsstichprobenmittel <strong>und</strong> der Stichprobenvarianz eines<br />
zufälligen drei-dimensionalen Deformationstensors entwickelt.<br />
Die Hypothesentests eines symmetrischen Zufallstensors<br />
wurden ebenfalls untersucht. Da die Eigenraumsynthese<br />
eines symmetrischen Zufallstensors bezüglich<br />
tensorwertiger Beobachtungen nichtlinear ist, müssen die<br />
jeweiligen Parameter innerhalb eines speziellen nichtlinearen<br />
multivariaten Gauß-Markov Modells geschätzt<br />
werden. Zur Stichprobenprüfung der Eigenraumsynthese<br />
wurde dessen Linearisierung aus den ursprünglich nichtlinearen<br />
Beobachtungsgleichungen abgeleitet. Die Schätzungen<br />
(BLUUE) der Eigenraumbestandteile <strong>und</strong> ihrer Varianz-<br />
Kovarianzmatrix der Art BIQUUE wurden entwickelt <strong>und</strong><br />
entsprechende Teststatistiken wie Hotelling’s T 2 , die Likelihood-Verhältnisstatistiken<br />
<strong>und</strong> das "Growth-Curve model"<br />
generiert. In zwei Fallstudien wurden sowohl Modell- als