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Grundwahrheiten des Christentums - Theologie heute

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So sehr der Islam die Person Jesu und in gewisser Weise auch das Christentum für sich reklamiert,<br />

mit dem Kreuz und mit der Erlösung kann er nichts anfangen. Der Islam sieht das<br />

Christentum als seine Vorgängerreligion an, die durch den Islam vollendet wird. Jesus von<br />

Nazareth ist für ihn ein Gottgesandter <strong>des</strong> Ur-Islam und erhält damit einen Ehrenplatz in der<br />

Religion Mohammeds. Aber die sündenbeladene Menschheit und das Kreuz als Sühnopfer,<br />

diese Gedanken sind dem Islam absolut fremd. Wie der Koran lehrt, gibt es keine Erbsünde,<br />

trägt jeder nur die Last jener Sünden, die er in seinem eigenen Leben getan hat. Für sie ist er<br />

allein verantwortlich, und im Blick auf sie wird er gerichtet am Jüngsten Tag. Erlösung kann<br />

es auch schon <strong>des</strong>halb im Islam nicht geben, weil ihm das Prinzip der Stellvertretung fremd<br />

ist und weil für die Vergebung der Sünden Gott allein zuständig ist. Das ist nicht anders im<br />

Judentum. Angesichts <strong>des</strong> unbedingten Monotheismus - angesichts <strong>des</strong> starren Monotheismus,<br />

möchte ich sagen - ist darüber hinaus im Islam kein Platz für das Geheimnis der Trinität<br />

und der Inkarnation der zweiten göttlichen Person. Wegen <strong>des</strong> Trinitätsgeheimnisses gilt das<br />

Christentum im Islam weithin als polytheistisch. Das gilt nicht minder für das Judentum,<br />

wenngleich das Judentum nicht so weit geht, dass es dem Christentum dezidiert Polytheismus<br />

vorwirft. - Der Islam ist einfach strukturiert in seiner Dogmatik und in seiner Moral. Diese<br />

Einfachheit seiner Struktur zeigt sich auch hier, in der negativen Einstellung zum Geheimnis<br />

der Erlösung und zum Geheimnis <strong>des</strong> dreifaltigen Gottes. Die Einfachheit der Struktur <strong>des</strong><br />

Islam bedingt nicht zuletzt, dass diese Religion die Massen anspricht und gegenwärtig auch<br />

im Westen nicht wenig Sympathie findet.<br />

Bei dem Dogma von der Trinität liegt übrigens nicht nur eine unübersteigbare Grenze zum<br />

Christentum für den Islam, auch für das Judentum, in der Geschichte wie in der Gegenwart.<br />

Im Trinitätsdogma sieht man im Judentum eine Verfehlung gegen Deut 6, 4: „Er unser Gott<br />

ist einzig. Und es ist kein zweiter, das heißt: er hat keinen Teilhaber an seiner Welt, er hat<br />

weder Sohn noch Bruder“ (so die entsprechende Kommentierung in der jüdischen Überlieferung).<br />

Im Trinitätsdogma sieht man auch eine Verfehlung gegen Jes 44,6: „Gott spricht: ‚Ich<br />

bin der Erste’, das heißt: ich habe keinen Vater, ‚ich bin der Letzte’, das heißt: ich habe keinen<br />

Bruder, ‚und außer mir gibt es keinen Gott’, das heißt: ich habe keinen Sohn“ (so<br />

wiederum der jüdische Kommentar zu dieser Stelle) 170 . Die Kritik <strong>des</strong> Judentums geht jedoch<br />

nicht so weit, dass sie das Christentum <strong>des</strong> Polytheismus oder <strong>des</strong> Götzendienstes bezichtigt,<br />

wie das im Islam geschieht.<br />

170 Dieter Vetter, Art. Judentum, in: Adel Theodore Khoury, Lexikon religiöser Grundbegriffe, Graz 1996, 129.

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