21.11.2013 Aufrufe

Grundwahrheiten des Christentums - Theologie heute

Grundwahrheiten des Christentums - Theologie heute

Grundwahrheiten des Christentums - Theologie heute

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

99<br />

Ein letztes Formelement <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong>, ein zehntes, besteht in dem Umstand, dass sich das<br />

Christentum als eine eschatologische Religion begreift, auch das natürlich von Anfang an.<br />

Das will sagen: Von Anfang an zielt das Christentum auf ein definitives Ende der Geschichte,<br />

nicht auf ein definitives Ende der Zeit, wie man fälschlicherweise vielfach sagt, sondern auf<br />

ein definitives Ende der Geschichte oder unserer raumzeitlichen Welt, denn die Ewigkeit ist<br />

nicht Zeitlosigkeit, zeitlos ist nur die Ewigkeit Gottes, nicht die Ewigkeit der geschaffenen<br />

Dinge. Wir müssen hier mit Thomas von Aquin (+ 1274) die „aeternitas“ von der „aeviternitas“<br />

unterscheiden. Die „aeternitas“ kommt nur Gott zu, die „aeviternitas“ nur der Kreatur,<br />

selbstverständlich nur der geistigen Kreatur. Für die geistige Natur <strong>des</strong> Menschen ist die<br />

„aeviternitas“ natürlich, für die menschliche ist sie gnadenhaft oder übernatürlich, zudem hat<br />

sie noch die Vergeistigung dieser Natur zur Voraussetzung. Traditionellerweise sprechen wir<br />

in die-sem Kontext von der verklärten Leiblichkeit.<br />

Das Christentum ist eine eschatologische Religion, das heißt, es zielt auf ein definitives Ende<br />

der Geschichte, nicht der Zeit, wie gesagt, sondern der Geschichte, auf das endgültige Hervortreten<br />

der Königsherrschaft Gottes und auf das Offenbarwerden der vollendeten „gloria<br />

Dei“, der Herrlichkeit Gottes. Die Bildersprache der Schrift spricht hier von dem neuen Himmel<br />

und von der neuen Erde. Dabei ist zu beachten, dass die eschatologische Vollendung der<br />

Welt eine Tat Gottes ist, primär jedenfalls. Sie ist auch eine Tat <strong>des</strong> Menschen, die<br />

Vollendung der Welt, aber sekundär. Eine Tat <strong>des</strong> Menschen ist sie, sofern es dem Menschen<br />

zukommt, die Vollendung der Welt vorzubereiten, und zwar durch sein Wirken in der Welt<br />

und an der Welt.<br />

Mit dem eschatologischen Charakter <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong> hängt die relative Eigenständigkeit der<br />

irdischen Wirklichkeiten zusammen, die Entgötterung der Welt - man kann auch sagen: die<br />

Entmythologisierung oder die Entgötterung der <strong>Theologie</strong> und der Kosmologie. Die relative<br />

Eigenständigkeit der irdischen Wirklichkeiten, die einen Kernpunkt der christlichen Kosmologie<br />

darstellt, hängt allerdings nicht nur mit dem eschatologischen Charakter <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong><br />

zusammen, wenn auch zu einem wesentlichen Teil. Ein anderer bedeutender Aspekt ist<br />

hier in<strong>des</strong>sen die christliche Überzeugung, dass alle außergöttliche Wirklichkeit von Gott aus<br />

dem Nichts geschaffen ist, durch sein schöpferisches Wort. Schon damit ist die Welt ent-göttert,<br />

und zwar prinzipiell. In jedem Fall war die Entgötterung der Welt durch das Christen-tum<br />

die Voraussetzung dafür, dass eine eigenständige weltliche Kultur entstehen konnte, dass die<br />

Menschheit sich daran machen konnte, die sichtbare Welt planmäßig zu erforschen, dass sich

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!