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Grundwahrheiten des Christentums - Theologie heute

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Idee oder die ideelle Wahrheit <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong> auf der Tatsachenwahrheit <strong>des</strong> historischen<br />

Prozesses aufruht. Mit Nachdruck betonten sie: Es handelt sich im Christentum um übernatürliche<br />

Wahrheiten, die nur dem Glauben zugänglich sind, nicht um philosophische Wahrheiten,<br />

die durch die natürliche Vernunft erkennbar sind, und setzten sich damit klar ab gegenüber<br />

dem Idealismus der Aufklärung. Sie erklärten: Die Wahrheit <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong> ist<br />

Überlieferungswahrheit, Wahrheit auf dem Grund einer lebendigen Überlieferung. Es gibt sie<br />

nur auf dem Weg der Überlieferung und ihrer Tatsachenwahrheit 57 . Das aber wurde in der<br />

Zeit der Aufklärung in Frage gestellt, das geschieht aber auch <strong>heute</strong> noch nicht selten in der<br />

<strong>Theologie</strong>.<br />

Die Aufklärung setzt damit im Grunde an die Stelle <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong> eine natürliche Vernunftreligion<br />

und schreibt ihr darüber hinaus die Aufgabe zu, alle Religionen und vor allem<br />

auch das Christentum abzulösen. Nach Gotthold Ephraim Lessing (+ 1781) muss in der „Erziehung<br />

<strong>des</strong> Menschengeschlechtes“ das „Knabenalter“ zum „reifen Mannesalter“ voranschreiten,<br />

in dem die Gotteserkenntnis nicht mehr „als Offenbarung gepredigt", sondern „als<br />

Resultat menschlicher Schlüsse gelehrt“ wird. Er meinte - und mit ihm meinten es viele -, der<br />

mündig gewordenen Menschheit entspreche das Christentum als natürliche Vernunftreligion.<br />

Lessing war der Meinung, die Vernunftreligion müsse das Christentum und seine konfessionellen<br />

Sonderungsformen ablösen, erst damit könne der universale Anspruch <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong><br />

verwirklicht werden.<br />

Dieser natürlichen Vernunftreligion, die man als eine Weiterentwicklung <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong><br />

verstand, komme es zu, so erklärt man, alle Religionen und vor allem auch das Christentum<br />

abzulösen. Sie wurde zur höchsten Form der Religion, zu jener Religion, in welcher der universale<br />

Anspruch <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong> erst seine Erfüllung findet.<br />

Praktisch bedeutet das eine Reduzierung <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong> auf ein natürliches Ethos, eine<br />

Tendenz, die bis <strong>heute</strong> nachwirkt, nicht nur im reformatorischen Christentum. Die natürliche<br />

Vernunftreligion der Aufklärung wird faktisch zu einer reinen Sittenlehre auf der Grundlage<br />

eines humanen Ethos 58 . Diese „Religion“ macht dem Christentum noch <strong>heute</strong> Konkurrenz, ja,<br />

sie ist eigentlich schon tief in das Christentum eingedrungen. Sie stellt sich jedoch als eine<br />

57 Ebd., 297 f.<br />

58 Vgl. Heinz-Günther Stobbe, Art. Christentum II (christlich), in: Adel Theodore Khoury, Hrsg., Lexikon religiöser Grundbegriffe.<br />

Judentum- Christentum-Islam, Graz 1987, 138 f.

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