Grundwahrheiten des Christentums - Theologie heute
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wachsendem Maß tritt der Gerichtsgedanke in diesem Zusammenhang hervor, wenn die Propheten<br />
den Tag Jahwes primär als den Tag <strong>des</strong> Zorngerichtes Gottes über sein treuloses Volk<br />
verkünden. In<strong>des</strong>sen steht die Heilsprophetie am Anfang. Das darf nicht verkannt werden. Primär<br />
ist die Heilsprophetie, während die Unheilsprophetie sekundär ist. Das wird dann wieder<br />
in der Verkündigung Jesu deutlich, der sich gerade dadurch von der prophetischen Predigt <strong>des</strong><br />
Alten Testamentes wie auch von der prophetischen Predigt <strong>des</strong> Täufers unterscheidet, dass die<br />
eschatologische Hoffnung primär positiv akzentuiert ist. Der Tag Gottes ist die Vollendung<br />
der Erlösung, aber auch der Tag <strong>des</strong> Gerichtes.<br />
Auch in der Verkündigung der alttestamentlichen Propheten bringt der Tag Jahwes in<strong>des</strong>sen<br />
denen den Lohn, die sich bekehren. Sie sprechen dabei von dem heiligen Rest, an dem Gott<br />
seine Verheißungen erfüllen kann (Jes 6, 13). Dabei kristallisiert sich mehr und mehr die Rede<br />
von einem neuen und universalen Bund heraus. Dieser neue und universale Bund klingt<br />
bereits Gen 12, 3 an, in der Verheißung Gottes an Abraham „in dir sollen gesegnet werden alle<br />
Völker”. Mit Nachdruck beschäftigt sich der Prophet Jesaja im 8. vorchristlichen Jahrhundert<br />
mit diesem neuen Bund im Kontext der eschatologischen Hoffnung (Jes 2, 1 ff: „Am<br />
Ende der Tage wird es geschehen, dass der Berg mit dem Hause <strong>des</strong> Herrn fest gegründet da<br />
steht ... dann strömen zu ihm alle Völker ...“). Von diesem neuen Bund ist aber auch im 98.<br />
Psalm bzw. im 97 Psalm die Rede („Singet dem Herrn ein neues Lied, denn Wunder hat er<br />
getan ... Er enthüllte sein Heil vor den Augen der Heiden“). Teilweise verbindet sich mit dieser<br />
Verheißung der Gedanke der Vernichtung <strong>des</strong> alten Äons und der Herbeiführung eines<br />
neuen. Diese Zuspitzung erfährt der Eschatologismus in der sogenannten Apokalyptik.<br />
In der kommenden Gottesherrschaft mit ihrem neuen und universalen Bund erhält in der nachexilischen<br />
Zeit die Gestalt <strong>des</strong> Messias, eine individuelle Person, mehr und mehr einen zentralen<br />
Platz. In ihm verdichtet sich die eschatologische Erwartung der nachexilischen Zeit. Mehr<br />
und mehr tritt nun die Gestalt eines individuellen Heilsbringers hervor. Aber sie ist als solche<br />
schon Jahrhunderte früher nicht ganz unbekannt, wie wir noch sehen werden.<br />
Die Verwirklichung der erwarteten und verheißenen vollen Gottesherrschaft durch einen messianischen<br />
Herrscher kommt im Alten Testament ungefähr an 12 Stellen zum Ausdruck. An<br />
diesen zwölf Stellen auf jeden Fall mit Sicherheit. Es gibt aber weitere, die ebenfalls auf ihn<br />
hin gedeutet werden können.