Grundwahrheiten des Christentums - Theologie heute
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und ihrer Verbindlichkeit in der Gemeinde <strong>des</strong> Neuen Testamentes, in der Kirche, und sie<br />
sind eine unübersehbare Klammer zwischen den beiden Testamenten, so sehr man freilich im<br />
Blick behalten muss, dass die alttestamentliche Religion in der neutestamentlichen eine Vergeistigung<br />
erfahren hat.<br />
Das bedeutet, dass das Gottes- und Menschenbild, der Prophetismus und der Messianismus<br />
<strong>des</strong> Alten Testamentes bleibende Gültigkeit haben für das Christentum, dass sie wesentliche<br />
Elemente der christlichen Identität sind.<br />
Um es noch einmal mit anderen Worten zu sagen: Jesus war von seiner Wurzel her ein Jude,<br />
und er blieb es auch, er ist dann aber über das Judentum hinausgewachsen durch die Rückkehr<br />
zum Ursprung. Darin liegt nun seine Originalität. Man kann auch sagen: Er radikalisiert<br />
das Judentum, indem er es verinnerlicht, indem er die reine Gesinnung im ethischen Handeln<br />
fordert und die totale Bindung <strong>des</strong> Menschen an Gott und an seinen ursprünglichen Willen. In<br />
diesem Kontext steht beispielsweise auch die Forderung der Unauflöslichkeit der Ehe durch<br />
Jesus, die im Christentum einmalig ist und auch da nur in der römischen Kirche, zumin<strong>des</strong>t<br />
prinzipiell, konsequent festgehalten wird mit Berufung auf den Jesus der Evangelien. Darin<br />
erweist er sich als unjüdisch.<br />
Unjüdisch ist dann natürlich auch die Nähe Jesu zu Gott, die er lebt und die er verkündigt, sowie<br />
die Souveränität, mit der er auftritt, vor allem in seiner überlegenen Interpretation <strong>des</strong><br />
Gotteswillens, und wenn er eine alle rassischen, religiösen und gesellschaftlichen Schranken<br />
überwindende Liebe verkündigt, wenn er sich selber, seiner Person eine zentrale Stelle in seiner<br />
Verkündigung zuschreibt und wenn er selber in seiner Person an die Stelle <strong>des</strong> Gesetzes<br />
tritt.<br />
Mit dem Festhalten an der Wahrheit <strong>des</strong> Alten Testamentes verbindet Jesus eine ungewöhnliche<br />
Gottunmittelbarkeit. Das Gebet und der Wille <strong>des</strong> Gottes sind sein Lebenselement, und<br />
das in einer Konsequenz, die alles menschliche Maß sprengt. Dabei sieht er von seiner eigenen<br />
Person völlig ab, tritt er auf in letzter Objektivität, wenn er die Welt und sich selbst und<br />
sein eigenes Leben völlig von Gott her betrachtet.<br />
Im Zentrum <strong>des</strong> Lebens Jesu und seiner Verkündigung steht nicht der Mensch, sondern Gott,<br />
weshalb die humanistische Verkürzung Jesu und seines Anliegens im Grunde völlig an der