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Grundwahrheiten des Christentums - Theologie heute

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zum Problem geworden, nicht außerhalb <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong> - dort war es schon immer so -,<br />

sondern innerhalb <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong>, besonders auch bei den Theologen.<br />

Es ist nicht so, dass man auch in anderen Hochreligionen die Stifter als göttlich angesehen<br />

oder verehrt hätte, jedenfalls nicht ursprünglich. Bei Mohammed hat man das ausdrücklich<br />

abgelehnt. Und bei Buddha ist man erst später darauf gekommen, und das auch nur in einigen<br />

Richtungen, in Anpassung an das umgebende religiöse Milieu. In diesem Fall wurden damit<br />

allerdings auch die Vorschriften gelockert. Im Christentum gibt es demgegenüber eine wachsende<br />

Erkenntnis der Gottheit <strong>des</strong> Stifters, die an die Rätselhaftigkeit seines Wirkens anknüpft,<br />

aber zu keiner Zeit mit der Entlastung der Anhänger hinsichtlich der Gebote oder<br />

hinsichtlich der Nachfolge einherging. Man kann bei Jesus nicht von einem Vergottungsprozeß<br />

sprechen, wohl aber von einem Prozeß der Artikulierung <strong>des</strong> Glaubens an seine Gottheit.<br />

Von Anfang an war Jesus in den Augen seiner Jünger mehr als ein Mensch.<br />

Von Anfang an lässt sich das Inkarnationsgeheimnis nicht mit den antiken Mythen vom Herabsteigen<br />

der Götter in die Menschenwelt oder von der Erhebung von Menschen zu Göttern<br />

vergleichen. Die Mythen sind menschliche Fiktionen, Projektionen menschlicher Erwartungen.<br />

Eine fiktive Jesusgeschichte hätte anders ausgeschaut.<br />

Unhaltbar ist die Meinung, die metaphysische Gottessohnschaft Jesu sei eine naive Deutung<br />

<strong>des</strong> Jesusgeschehens. Von Anfang an hat man sich bemüht, das Geheimnis Jesu von der Vernunft<br />

her zu verstehen. Das Ergebnis solcher Reflexion sind die ersten drei ökumenischen<br />

Konzilien, Nizäa (325), Ephesus (431) und Chalcedon (451). In Nizäa geht es um das Verhältnis<br />

Jesu zu Gott, in Ephesus und Chalcedon geht es um das Verhältnis der beiden Naturen<br />

zueinander. Während Ephesus die Gottheit hervorhebt gegen Nestorius, der Jesus zu einem<br />

außergewöhnlichen Menschen, zu einem Idealmenschen, gemacht hatte, hebt Chalcedon die<br />

Menschheit Jesu hervor, die durch die Überbetonung seiner Gottheit im Monophysitismus<br />

faktisch verlorengegangen war. Das Konzil von Chalcedon ist darum bemüht, dass die spannungsvolle<br />

Einheit zwischen dem „fuit vere Deus“ und dem „fuit vere homo“ bestimmend<br />

bleibt.<br />

Was die ersten drei ökumenischen Konzilien auf den Begriff bringen, ist nicht neu, sie formulieren<br />

nur in einer philosophischen und theologischen Sprache, was im Neuen Testament<br />

und in den Glaubensbekenntnissen der frühen Christenheit bereits festgehalten wird.

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