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Grundwahrheiten des Christentums - Theologie heute

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147<br />

sein“ - „hawah“ ist die ältere, „hajah“ die jüngere Form dieses Verbums. Am ehesten trifft<br />

hier noch die Übersetzung „da sein für“ oder auch „wirksam sein“ das Gemeinte. Das hebräische<br />

Verbum „hajah“ meint in seiner Grundbedeutung nicht ein bloßes Werden oder einen<br />

bloßen Zustand, sondern wirksam sein, es meint also ein Sein, das sich im Wirken als tätig<br />

erweist. Von daher ist Jahwe der, der für sein Volk da ist oder da sein wird oder der für sein<br />

Volk wirksam ist oder wirksam sein wird. Das „da sein“ muss auf jeden Fall entsprechend<br />

dem semitischen Empfinden zunächst als „wirksam sein” verstanden werden, es muss<br />

zunächst dynamisch verstanden werden, nicht statisch, und praktisch, nicht philosophisch. Die<br />

altgriechische Übersetzung der Septuaginta hat daraus gemacht „ich bin der Seiende“ - „εγω<br />

ειµι ο ων“ (ego eimi ho oon), was eine Gräzisierung ist und der semitischen Vorstellung nicht<br />

gerecht wird. Denn in der Gotteserscheinung im brennenden Dornbusch am Berge Ho-reb<br />

wird nicht so etwas wie die metaphysische Aseität von Gott ausgesagt, es geht hier viel-mehr<br />

um die Aktualität und Existentialität Gottes. Genau das ist das Zentrum <strong>des</strong> Gottes-bil<strong>des</strong> <strong>des</strong><br />

Alten Testamentes. Für das Alte Testament ist Gott primär der Handelnde, nicht der Seiende,<br />

für das Alte Testament ist er nicht der philosophisch Erschlossene, sondern der sich<br />

Offenbarende. Dieser handelnde Gott aber - das ist ein Grundgedanke im Alten Te-stament -<br />

verpflichtet den Menschen zunächst und vor allem zum Handeln als Antwort auf das Handeln<br />

Gottes 195 .<br />

Wenn es Ex 3,14 heißt: „Ich bin der, der ich (für euch) da sein werde (der ich wirksam sein<br />

werde)“, so ist der 2. Teil <strong>des</strong> Satzes als Relativsatz aufzufassen (ich bin wirksam als der, der<br />

wirksam ist), als ein Relativsatz, der den 1. Teil, den Hauptsatz, verstärkt, der die Aussage <strong>des</strong><br />

Hauptsatzes steigert, intensiviert und verabsolutiert und damit die Souveränität <strong>des</strong> qualitätslosen<br />

Gottes nachdrücklich unterstreicht. Wir sprechen hier von einer paronomastischen<br />

Struktur, einer literarischen Figur, die uns <strong>des</strong> Öfteren im Alten Testament begegnet. So etwa<br />

auch Ex 33, 19: „Ich bin gütig dem, dem ich gütig bin, und ich erbarme mich <strong>des</strong>sen, wessen<br />

ich mich erbarme“. Paronomasie bedeutet Wortspiel durch Gleichklang. Der paronomastische<br />

Relativsatz unterstreicht hier (Ex 3, 14) akzentuiert, dass Gott von absoluter Souveränität<br />

ist und dass der Mensch in keiner Weise über das Wirksamsein dieses Gottes verfügen<br />

kann. - Die Qualitätslosigkeit <strong>des</strong> Gottes <strong>des</strong> Alten Testamentes steht in einem auffallenden<br />

Gegensatz zu der allgemeinen altorientalischen Gottesvorstellung. In ihr repräsentieren die<br />

Gottesnamen nämlich immer bestimmte Elemente in der Natur- oder in der Geisterwelt,<br />

konkrete Naturmächte oder Naturobjekte, Eigenschaften oder in Verbalformen ausgedrückte<br />

195 Milan Machovec, Jesus für Atheisten, Stuttgart/Berlin 1972, 59.

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