Grundwahrheiten des Christentums - Theologie heute
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Aber nicht nur das Trinitätsgeheimnis wird im Judentum abgelehnt. Mit ihm werden Ursünde,<br />
Erlösung und Mittlerschaft abgelehnt. Gemäß der Lehre <strong>des</strong> Judentums ist jeder für sich selbst<br />
verantwortlich, muß jeder selber sehen, wie er zu Gott und zum Guten zurückkehrt. Die Lehre<br />
von der Ursünde widerspricht nach jüdischer Auffassung der Gottebenbildlichkeit <strong>des</strong> Menschen<br />
171 .<br />
Der zentrale Gedanke der Erlösung führt uns im Christentum zu dem nicht weniger zentralen<br />
Gedanken <strong>des</strong> Erlösers. Christus ist im Christentum mehr als nur der Stifter, er ist die Essenz<br />
<strong>des</strong> <strong>Christentums</strong>. Mit ihm, mit seiner Person, tritt eine Einzelpersönlichkeit in den Mittelpunkt<br />
<strong>des</strong> religiösen Bewusstseins. Damit wird das Christentum zum Weg der Nachfolge<br />
Christi. Das ist ein Gedanke, der uns bereits früher in einem anderen Kontext der Charakterisierung<br />
<strong>des</strong> <strong>Christentums</strong> begegnete, im Zusammenhang mit der Darstellung der entscheidenden<br />
Formelemente <strong>des</strong> Christlichen.<br />
Man kann das Christliche nicht bestimmen in Absehung von der Person Christi. Das Christliche<br />
ist Christus selbst, der Stifter <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong>. Da, „wo sonst der Allgemeinbegriff<br />
steht, erscheint eine geschichtliche Person“. Das gilt für die Wahrheit <strong>des</strong> Bekenntnisses wie<br />
für die Normen <strong>des</strong> sittlichen Verhaltens 172 . Im Christentum tritt eine Einzelpersönlichkeit in<br />
den Mittelpunkt <strong>des</strong> religiösen Bewusstseins. Im Christentum ist der Stifter der Erlöser und<br />
damit der entscheidende Heilsmittler. Primär bringt er nicht eine Lehre, sondern sich selbst.<br />
Also: Der Stifter <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong> ist der entscheidende Mittler zu Gott. Das wird im Allgemeinen<br />
damit zum Ausdruck gebracht, dass er als der Erlöser bezeichnet wird. Hier handelt es<br />
sich nicht nur um etwas Psychologisches oder Didaktisch-Pädagogisches, „sondern um die<br />
Form..., wie das Christliche christlich ist“ 173 . Darum gestaltet sich die Beziehung zu ihm als<br />
Nachfolge 174 . Sofern Jesus von Nazareth die Mitte <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong> ist, geht es darin wesentlich<br />
um Nachfolge. Das soll im Einzelnen noch ein wenig erläutert werden.<br />
171 Ebd., 130 f.<br />
172 Romano Guardini, Das Wesen <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong>, Würzburg 1938, 68 f.<br />
173 Ebd., 34.<br />
174 Ebd., 1 f.