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Grundwahrheiten des Christentums - Theologie heute

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Unbestreitbar ist das Christentum der entscheidende Faktor der modernen Weltkultur und<br />

Weltzivilisation, jedenfalls von der Wurzel her, wenngleich diese innere Verbindung <strong>heute</strong><br />

weitgehend nicht mehr gesehen oder gar bewusst negiert wird. Das geschichtliche Zueinander<br />

von Christentum und moderner Kultur und Zivilisation ist einfach ein Faktum, dass einem auf<br />

Schritt und Tritt begegnet, das man vernünftiger Weise nicht leugnen kann 125 .<br />

Beide Wesenseigentümlichkeiten <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong>, die Einheit und der Universalismus, treten<br />

von Anfang an hervor, von Anfang an geht es um das eine Christentum, das für alle bestimmt<br />

ist.<br />

Der Universalismus <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong> gründet im Absolutheitsanspruch <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong>.<br />

Damit haben wir ein neuntes Formelement <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong>. Es besagt, dass es kein Heil für<br />

den Menschen, keinen Weg zu Gott gibt, der an Christus vorbeiführt. Christus ist der eine<br />

Mittler zwischen Gott und den Menschen, der eine Erlöser, der am Kreuz für alle gestorben ist<br />

und als „Erstling“ der Auferstandenen in allem den Vorrang besitzt (Kol 1,19). In seiner<br />

gottmenschlichen Würde steht er einzigartig da. Diese Wahrheit muss nicht in jedem Fall explizit<br />

gewusst werden, aber sie ist in der Überzeugung der Christen die Realität schlechthin.<br />

Das heißt konkret, dass alle Menschen Christen werden müssen, sofern sie zur Erkenntnis der<br />

Wahrheit <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong> gelangen oder gelangen können. Ihren klassischen Ausdruck<br />

findet diese Überzeugung in dem Jesuswort bei Johannes „Ich bin der Weg, die Wahrheit und<br />

das Leben, niemand kommt zum Vater außer durch mich“ (Joh 14,6). Das Christentum ist für<br />

alle, weil es kein Heil für den Menschen gibt, das an dem Stifter <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong> vorbeiführt.<br />

Gemäß dem Absolutheitsanspruch <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong> gibt es nach christlicher Überzeugung<br />

kein Heil für den Menschen ohne das Christentum, und zwar <strong>des</strong>halb nicht, weil es kein Heil<br />

ohne Christus gibt, der sich als der inkarnierte Logos der Menschheit geoffenbart hat. Das<br />

Christentum ist der von Gott dem Menschen vorgeschriebene Heilsweg. Ihn muss der Mensch<br />

gehen. Es geht hier um die Wahrheit und ihren Anspruch an den Menschen.<br />

Dabei geht es im Christentum um das übernatürliche Heil, das gnadenhaft ist, was natürlich<br />

auch nicht mehr gesehen wird in weiten Teilen <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong>, wenn man nicht gar das<br />

Heil allen Menschen zuspricht, ganz unabhängig von ihren Überzeugungen und von ihrer<br />

125 Vgl. Karl Rahner, Art. Christentum, in: Lexikon für <strong>Theologie</strong> und Kirche, Bd. II, Freiburg 2 1958, 1104 f.

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