Grundwahrheiten des Christentums - Theologie heute
Grundwahrheiten des Christentums - Theologie heute
Grundwahrheiten des Christentums - Theologie heute
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
94<br />
Unbestreitbar ist das Christentum der entscheidende Faktor der modernen Weltkultur und<br />
Weltzivilisation, jedenfalls von der Wurzel her, wenngleich diese innere Verbindung <strong>heute</strong><br />
weitgehend nicht mehr gesehen oder gar bewusst negiert wird. Das geschichtliche Zueinander<br />
von Christentum und moderner Kultur und Zivilisation ist einfach ein Faktum, dass einem auf<br />
Schritt und Tritt begegnet, das man vernünftiger Weise nicht leugnen kann 125 .<br />
Beide Wesenseigentümlichkeiten <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong>, die Einheit und der Universalismus, treten<br />
von Anfang an hervor, von Anfang an geht es um das eine Christentum, das für alle bestimmt<br />
ist.<br />
Der Universalismus <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong> gründet im Absolutheitsanspruch <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong>.<br />
Damit haben wir ein neuntes Formelement <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong>. Es besagt, dass es kein Heil für<br />
den Menschen, keinen Weg zu Gott gibt, der an Christus vorbeiführt. Christus ist der eine<br />
Mittler zwischen Gott und den Menschen, der eine Erlöser, der am Kreuz für alle gestorben ist<br />
und als „Erstling“ der Auferstandenen in allem den Vorrang besitzt (Kol 1,19). In seiner<br />
gottmenschlichen Würde steht er einzigartig da. Diese Wahrheit muss nicht in jedem Fall explizit<br />
gewusst werden, aber sie ist in der Überzeugung der Christen die Realität schlechthin.<br />
Das heißt konkret, dass alle Menschen Christen werden müssen, sofern sie zur Erkenntnis der<br />
Wahrheit <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong> gelangen oder gelangen können. Ihren klassischen Ausdruck<br />
findet diese Überzeugung in dem Jesuswort bei Johannes „Ich bin der Weg, die Wahrheit und<br />
das Leben, niemand kommt zum Vater außer durch mich“ (Joh 14,6). Das Christentum ist für<br />
alle, weil es kein Heil für den Menschen gibt, das an dem Stifter <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong> vorbeiführt.<br />
Gemäß dem Absolutheitsanspruch <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong> gibt es nach christlicher Überzeugung<br />
kein Heil für den Menschen ohne das Christentum, und zwar <strong>des</strong>halb nicht, weil es kein Heil<br />
ohne Christus gibt, der sich als der inkarnierte Logos der Menschheit geoffenbart hat. Das<br />
Christentum ist der von Gott dem Menschen vorgeschriebene Heilsweg. Ihn muss der Mensch<br />
gehen. Es geht hier um die Wahrheit und ihren Anspruch an den Menschen.<br />
Dabei geht es im Christentum um das übernatürliche Heil, das gnadenhaft ist, was natürlich<br />
auch nicht mehr gesehen wird in weiten Teilen <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong>, wenn man nicht gar das<br />
Heil allen Menschen zuspricht, ganz unabhängig von ihren Überzeugungen und von ihrer<br />
125 Vgl. Karl Rahner, Art. Christentum, in: Lexikon für <strong>Theologie</strong> und Kirche, Bd. II, Freiburg 2 1958, 1104 f.