21.11.2013 Aufrufe

Grundwahrheiten des Christentums - Theologie heute

Grundwahrheiten des Christentums - Theologie heute

Grundwahrheiten des Christentums - Theologie heute

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

166<br />

andere im Alten Testament. Bei Jesus wird die Gesinnung dann geradezu in den Mittelpunkt<br />

aller ethischen Wertung gerückt.<br />

Der Dekalog ist nicht die einzige Zusammenfassung <strong>des</strong> Jahwe-Willens im Alten Testament.<br />

Es gibt noch einige andere, kürzere Zusammenfassungen <strong>des</strong> Gottes-Willens im Alten Testament,<br />

etwa Dtn 6, 4 - da geht es um die Gottesliebe („so liebe denn den Herrn, deinen Gott<br />

mit ganzem Herzen...“) - oder Lev 19, 18 und 19, 34 - da geht es um die Nächstenliebe („liebe<br />

deinen Nächsten wie dich selbst“) - oder Lev 19, 2 - da geht es um das Ethos als Nachahmung<br />

<strong>des</strong> ethisch heiligen Gottes („seid heilig, denn ich, der Herr, euer Gott, bin heilig”).<br />

Mich 6, 8 haben wir eine programmatische Verbindung von Religion und Sittlichkeit, wenn<br />

es da heißt: „Es ist dir gesagt, o Mensch, was gut ist, was der Herr von dir fordert, nur Recht<br />

zu tun und Liebe zu üben und in Demut zu wandeln mit deinem Gott“.<br />

Das erhabene Gottesbild und das ihm entsprechende einzigartige und unübertroffene Menschenbild<br />

<strong>des</strong> Alten Testamentes erweisen die Jahwe-Religion als außergewöhnlich im Reigen<br />

der Religionen. Sie sind nicht weniger maßgebend für das Christentum und stellen sein<br />

bleiben<strong>des</strong> Fundament dar. Charakteristisch ist für die Religion <strong>des</strong> Alten Testamentes wie<br />

auch für die Religion <strong>des</strong> Neuen Testamentes die enge Verbindung der <strong>Theologie</strong> mit der Anthropologie,<br />

die enge Verbindung der Lehre von Gott mit der Lehre vom Menschen, ohne<br />

dass die <strong>Theologie</strong> zur Anthropologie verflacht, wie das <strong>heute</strong> zuweilen im Christentum geschieht.<br />

Das Gottesbild und das Menschenbild sind in dieser Gestalt und in solcher Zuordnung<br />

zueinander so etwas wie ein Geschichtswunder, eine Gegebenheit, die die Leistungen<br />

der menschlichen Geistesgeschichte irgendwie sprengt. Bereits die Transzendenz Gottes und<br />

in Verbindung damit seine Geistigkeit ist ein rätselhaftes Phänomen im Alten Testament, ein<br />

Phänomen, das unsere gewohnten Kategorien sprengt. Die Transzendenz Gottes und seine<br />

Geistigkeit sind bereits ein „bedeutsamer Stürzpfeiler für die Glaubwürdigkeit der biblischen<br />

Offenbarung“. Rätselhafter aber ist das Gottesbild noch in seiner Ganzheit, vor allem in seiner<br />

Verbindung mit dem Menschenbild. Dabei ist zu bedenken, dass die Religion Israels nicht<br />

degeneriert in seiner Geschichte, sich vielmehr evolutiv entfaltet, dass sie sich im Laufe seiner<br />

Geschichte immer reiner und vergeistigter darstellt. Dabei verbindet sich diese religiöse Leistung<br />

Israels nicht mit politischen und kulturellen Leistungen irgendwelcher Art. In der<br />

Kunst, in der Wissenschaft und in der Philosophie waren die anderen Völker Israel überlegen.<br />

Militärisch und politisch war Israel nur für eine relativ kurze Zeit eine bedeutsame Macht. Die<br />

einzige kulturelle Leistung Israels ist seine Religion, von der wir freilich sagen, dass sie von

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!