Grundwahrheiten des Christentums - Theologie heute
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aber auch ohne Lob berichtet. Bei dem Propheten Micha heißt es dann: „...soll ich hingeben<br />
für meine Sünden meinen erstgeborenen Sohn” (Micha 6, 7)? Diese Frage ist hier rhetorisch<br />
gemeint und wird negativ beantwortet. Immerhin bezeugt sie uns, dass Menschenopfer an sich<br />
als Möglichkeit nicht a limine ausgeschlossen sind im Alten Testament. Dann haben wir noch<br />
eine Stelle, bei der nicht ganz deutlich wird, ob es sich um ein Menschenopfer handelt: 1 Kö<br />
16, 34. Demgegenüber gibt es jedoch nicht wenige Stellen, die die Praxis der Men-schenopfer<br />
verabscheuen und gar verbieten. So Lev 18, 21; 20, 2 - 5; Dtn 12, 31; 18, 10. Vielleicht kann<br />
man das Problem der Menschenopfer im Alten Testament so lösen, dass man sagt: Zwar gibt<br />
in Israel keine Menschenopfer, jedenfalls nicht als allgemein anerkannte Praxis, möglicherweise<br />
gibt es sie jedoch in ältester Zeit in Ansätzen. Dafür sprechen das Opfer <strong>des</strong> Abraham<br />
und das Opfer <strong>des</strong> Jephthe. Dafür spricht auch eine Andeutung bei dem Propheten Micha.<br />
Aber schon bald werden die Menschenopfer in Israel strikt verboten, die dann immer wieder<br />
illegitimerweise unter heidnischem Einfluss in Israel praktiziert wurden. Sicher ist, dass im<br />
Hinnom-Tal die so genannten Molochopfer, das sind Menschenopfer, im 8. und 7. vorchristlichen<br />
Jahrhundert zahlreich waren. Von ihnen lesen wir bei dem Propheten Jeremia, der sie<br />
allerdings schärfstens verurteilte und als greulichen Abfall von Jahwe gei-ßelte. Nicht ganz<br />
klar ist bei diesen Moloch-Opfern, ob sie Jahwe, dem König (dem „melech“), galten oder<br />
einem Götzen namens „Moloch“.<br />
2. Gott im Alten Testament.<br />
Der entscheidende Grundgedanke der alttestamentlichen Offenbarung ist der, dass Gott sich<br />
Israel zum Bund erwählt hat. Darin sind zwei Gedanken enthalten, zum einen die hohe Würde<br />
<strong>des</strong> Menschen, zum anderen die absolute Souveränität Gottes. Gott ruft, wen er will. Israel hat<br />
ein einzigartiges Erwählungsbewusstsein. Dieses beruht darauf, dass sich ihm der wahre und<br />
einzige Gott geoffenbart hat und damit in Gemeinschaft mit ihm getreten ist. Von Anfang an<br />
steht die Erwählung Israels aber im Dienst aller Völker. Das heißt: Die Religion Israels ist<br />
von Anfang an universal, jedenfalls im Prinzip. Das Volk Israel hegt die Überzeugung, dass<br />
es die Wahrheit für alle erkannt hat, und für die eschatologische Zukunft erwartet es ihre Enthüllung<br />
an alle 191 . Denn bereits bei der Berufung Abrahams heißt es: „In dir sollen alle Völker<br />
der Erde gesegnet werden” (Gn 12, 3). Die Religion Israels hat von Anfang an einen<br />
universalistischen Zug. Dieser ist von der alttestamentlichen Gottesoffenbarung nicht zu tren-<br />
191 Fritz Maas, Was ist Christentum, Tübingen 2 1981, 37 f.