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Grundwahrheiten des Christentums - Theologie heute

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Kontrovers ist die Frage, ob der historische Jesus sich selber als Messias bezeichnet hat oder<br />

ob er als solcher von seinen Anhängern bezeichnet wurde. Manche sind der Meinung, er sei<br />

erst nach Ostern als Messias bezeichnet und verkündet worden. Vieles spricht in<strong>des</strong>sen dafür,<br />

dass er sich selber als Messias bezeichnet hat, dass diese Prädikation nicht erst durch die<br />

nachösterliche Gemeinde erfolgt ist. Auf jeden Fall hat der historische Jesus sich im Kontext<br />

der messianischen Erwartung seines Volkes durch seine Taten und Worte als Messias erwiesen.<br />

Das kann man nicht bezweifeln. Darüber gibt es auch keinen Dissens in den christlichen<br />

Denominationen, jedenfalls nicht offiziell. Auch zweifelt im Christentum niemand im Ernst<br />

daran, dass die Verkündigung Jesu von Nazareth als <strong>des</strong> Christus und <strong>des</strong> Kyrios das entscheidende<br />

Thema der urchristlichen Predigt ist. Unabhängig von der Kontroverse, ob der historische<br />

Jesus sich selber als Messias bezeichnet hat oder ob er als solcher erst von seinen<br />

Anhängern bezeichnet worden ist, ist die griechische Bezeichnung Χριστός („Christus“) für<br />

den Gründer <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong> nachösterlich.<br />

An dieser Stelle ist anzumerken, dass <strong>heute</strong> vielfach aus dem Christentum eine Art von Jesuanismus<br />

wird, häufiger, nämlich immer dann, wenn man das Christentum auf das reduziert,<br />

was der historische Jesus von Nazareth gesagt hat, was er angeblich gesagt hat - so muss man<br />

schon sagen -, wenn man das Christentum <strong>heute</strong> im Rahmen <strong>des</strong> Entmythologisierungsprogramms<br />

von Rudolf Bultmann (+ 1976) auf das reduziert, was der historische Jesus von Nazareth<br />

angeblich gesagt hat, und alles ausblendet, was Interpretation seiner Worte und Taten<br />

durch die Urgemeinde darstellt, wenn man also die wachsende Erkenntnis <strong>des</strong> Christusmysteriums<br />

im Heiligen Geist in der apostolischen Zeit als sekundär ansieht und als irrelevant,<br />

als nicht mehr glaubensverpflichtend. Ein instruktives Beispiel für einen solchen Jesuanismus<br />

ist das Buch „Christ sein“ von Hans Küng, das 1974 in München erschienen ist und immer<br />

wieder von Kritikern als solches apostrophiert wurde, es ist ein instruktives Beispiel für eine<br />

Reduktion <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong> auf eine Art von Jesuanismus. Der evangelische Theologe Gerhard<br />

Lüdemann hat nach seiner Bekehrung zum Unglauben, wie er es selber im Frühjahr 1998<br />

formuliert - ich erinnere hier an seine Schrift „Der große Betrug. Und was Jesus wirk-lich<br />

sagte und tat“ 113 -, erklärt, nur 20 % der Jesusworte seien „ipsissima verba“ Jesu. Andere sind<br />

da noch weit restriktiver, wenn sie gemeint haben, eine Postkarte würde genügen, um die<br />

sicher echten Jesusworte aufzuschreiben. Lüdemann ist da ehrlicher als manche seiner Kollegen<br />

und auch mancher Kirchenfunktionär, wenn er aufhört mit seinem Christentum. Nun ist<br />

113 Lüneburg 1998. 2008 veröffentlichte er das Buch „Der erfundene Jesus“.

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