Grundwahrheiten des Christentums - Theologie heute
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schende Pragmatismus diese fragwürdig. Da macht man die Ökumene um äußerer Erfolge<br />
willen zur Politik und vergisst darüber, dass es in ihr um die Wahrheit geht.<br />
Der Gedanke eines universalen Konzils der Gesamtchristenheit hat in neuester Zeit eine säkulare<br />
Variante im New Age im Zusammenhang mit der dort erwarteten Welteinheitsreligion<br />
gefunden. Das New Age ist eine geistige Gegenströmung - so muss man es schon sagen - deren<br />
Bedeutung gar nicht genügend beachtet wird. Im New Age steuert man auf ein universales<br />
Konzil der Gesamtchristenheit als Vorstufe für ein universales Konzil der Religionen zu,<br />
von dem man einen universalen Frieden auf unserem Planeten erwartet. Im Herbst 1990 veranstaltete<br />
man ein „Friedenskonzil“ in Seoul. Damals sahen die Veranstalter in ihm einen<br />
Vorläufer der Idee eines universalen Konzils der Gesamtchristenheit bzw. der Weltreligionen.<br />
Ebenso in der ökumenischen Versammlung „Friede in Gerechtigkeit“, die in der Pfingstwoche<br />
<strong>des</strong> Jahres 1989 in Basel stattgefunden hat. Einer der Initiatoren von Seoul, der Physiker<br />
und Friedensforscher Carl Friedrich von Weizsäcker (1912-2007) 46 , der dem New Age<br />
nahestand, erklärte seinerzeit ausdrücklich, dass er in dieser Versammlung eine Vorstufe für<br />
ein späteres „Konzil“ der Weltreligionen gesehen habe, was dann ein gesamtchristliches<br />
Konzil noch überstei-gen würde. Die enge Beziehung zwischen Basel und Seoul wird manifest,<br />
wenn der Abschluss-vortrag in Basel seinerzeit von eben diesem Carl Friedrich von<br />
Weizsäcker gehalten wurde.<br />
Das Christentum, das wesenhaft der Einheit verpflichtet ist, ist vor allem seit der Reformation<br />
auseinandergefallen, wenn nun immer neue Gruppierungen und Denominationen entstanden<br />
sind. Der Verlust der Einheit, die immer wieder neue Interpretation <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong>, ist hier<br />
die Folge <strong>des</strong> Subjektivismus, der Abwendung von der Objektivität der Wahrheit, von der<br />
man bis zum diesem Zeitpunkt davon ausgegangen war, daß sie institutionell abgesichtert sei.<br />
Geistesgeschichtlich begegnet uns darin die neuzeitliche Hinwendung zum Subjekt. Sie führt<br />
konkret zum Schriftprinzip, das nun an die Stelle <strong>des</strong> Prinzips <strong>des</strong> aktuellen Lehramtes und<br />
der lebendigen Tradition in der institutionellen Kirche tritt. Die Skepsis gegenüber dem<br />
Wirken <strong>des</strong> Geistes Gottes im apostolischen Amt in der Kirche führt im reformatorischen<br />
Christentum zum Vertrauen auf das Wirken <strong>des</strong> Geistes im je einzelnen Gläubigen.<br />
46 Joseph Schumacher, Esoterik - die Religion <strong>des</strong> Übersinnlichen. Eine Orientierungshilfe nicht nur für Christen, Paderborn<br />
1994, 331.