Grundwahrheiten des Christentums - Theologie heute
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berücksichtigt werden, die „fi<strong>des</strong> qua“, also die Form, und die „fi<strong>des</strong> quae“, also der Inhalt.<br />
Wenn man den Glauben so als „fi<strong>des</strong> qua“ und „fi<strong>des</strong> quae“ charakterisiert, darf man die beiden<br />
Momente nicht als gleichbedeutend ansehen. Im Vergleich mit der „fi<strong>des</strong> quae“, dem Inhalt<br />
<strong>des</strong> Glaubens, ist die „fi<strong>des</strong> qua“, die vertrauensvolle Hingabe an den Zeugen, das dativische<br />
Moment <strong>des</strong> Glaubens, eindeutig das wichtigere Moment.<br />
Im christlichen Glauben geht es in<strong>des</strong>sen nicht nur um den Vertrauensglauben und um die<br />
Einsichten und die Erkenntnisse, die daraus hervorgehen. Der Vertrauensglaube erhält hier<br />
noch eine Überhöhung, wenn der Glaubende im Blick auf Gott nicht nur sagt: Ich glaube dir,<br />
sondern: Ich glaube an dich. In solcher Weise erheben wir zwar zuweilen auch Menschen,<br />
aber das ist dann eine kühne Übertreibung, die angesichts der bleibenden Unvollkommenheit<br />
<strong>des</strong> Menschen nicht gerechtfertigt ist. Im eigentlichen Sinn ist das „Glauben an“ nur im Hinblick<br />
auf Gott angemessen, nur im Hinblick auf ihn ist es anwendbar.<br />
Faktisch wird das Christentum in seiner Gesamtstruktur essentiell zum Glauben an Christus<br />
und zum Glauben an Gott, an den „Deus in quantum revelatus“, wie es Thomas von Aquin<br />
ausdrückt 87 .<br />
Alle Welt weiß um die zentrale Bedeutung <strong>des</strong> Glaubens im Christentum, versteht das Christentum<br />
als Glauben, ohne jedoch einen klaren Glaubensbegriff damit zu verbinden. Selbst in<br />
der theologischen Begrifflichkeit wird der Glaube immer wieder als Nicht-genau-Wissen oder<br />
als Meinen verstanden, ausdrücklich oder unausdrücklich. Aber darum geht es gerade nicht<br />
beim Glauben im christlichen Verständnis. Vielmehr geht es hier um die Antwort auf die Offenbarung,<br />
um Vertrauen und Übernahme von Fremdeinsicht. Die Unklarheit der Rede in der<br />
<strong>Theologie</strong> verfolgt uns hier bis in die theologischen Publikationen hinein. Das ist hier ähnlich,<br />
wie wenn man immer wieder die philosophische Gotteserkenntnis als Gottesglauben bezeichnet.<br />
Nicht zuletzt zeigt sich auch in dieser Ungenauigkeit der Diktion der Verfall der <strong>Theologie</strong><br />
als Wissenschaft, den viele zwar nicht wahr haben wollen, der aber ein Faktum ist.<br />
Von seinem tiefsten Wesen her muss das Christentum als Glaube bestimmt werden, und zwar<br />
in dem exakten Sinne, wie ich ihn darzustellen versuchte. Dass das Christentum in seinem<br />
tiefsten Wesen als Glaube verstanden werden muss, das ist keineswegs selbstverständlich.<br />
Selbstverständlich erscheint uns das, wenn und weil wir geneigt sind, unreflektiert voraus-<br />
87 Thomas von Aquin, Summa Theologiae I, q. 1, a. 1.