21.11.2013 Aufrufe

Grundwahrheiten des Christentums - Theologie heute

Grundwahrheiten des Christentums - Theologie heute

Grundwahrheiten des Christentums - Theologie heute

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

162<br />

430) in genialer Weise thematisiert, wenn er in bezug auf Gott in seinen „Confessiones“<br />

schreibt: „...inhorresco in quantum inar<strong>des</strong>co“ - „ich erschrecke vor Furcht in dem Maß, in<br />

dem ich entbrenne vor Liebe“. In dieser doppelten Haltung <strong>des</strong> Menschen gegenüber Gott<br />

verbindet sich die scheue Ehrfurcht mit der vertrauenden Liebe. Vor allem in den Psalmen hat<br />

sie einen unvergleichlichen theologischen und dichterischen Ausdruck gefunden. Der Psalter<br />

ist von allen biblischen Büchern, aber auch darüber hinaus von allen Büchern, die je geschrieben<br />

worden sind, das am meisten verbreitete Buch. Nicht von ungefähr ist es zum Gebetbuch<br />

der Menschheit schlechthin geworden.<br />

In der Verbindung der scheuen Ehrfurcht mit der vertrauenden Liebe gegenüber Gott zeigt<br />

sich die außergewöhnliche Spannweite der Anthropologie <strong>des</strong> Alten Testamentes und damit<br />

der Religion Israels, damit aber auch der Religion der Christen. Hier wird gelehrt, dass Gott<br />

fordert, aber zugleich gnädig ist gegenüber dem, der versagt, wenn dieser sein Versagen bekennt<br />

und umkehrt. Es ist die Frage, ob der Mensch selber dem Menschen in solcher Weise<br />

hätte gerecht werden können. Das Gottes- und Menschenbild, das daraus spricht, widerspricht<br />

ganz und gar der Erwartung <strong>des</strong> Menschen, es ist alles andere als fiktiv, eine solche <strong>Theologie</strong><br />

und Anthropologie hätte der Mensch schwerlich erfinden können.<br />

Die Verantwortlichkeit <strong>des</strong> Menschen erhält nähere Konturen im Dekalog, der uns in die älteste<br />

Zeit der Geschichte Israels zurückverweist. In ihm nimmt die Verantwortlichkeit <strong>des</strong><br />

Menschen konkrete Formen an. Es geht im Ethos <strong>des</strong> Dekalogs und im Ethos <strong>des</strong> Alten Testamentes<br />

überhaupt, um die anthropologische Grundaussage der Verantwortlichkeit <strong>des</strong><br />

Menschen vor Gott. Hier gibt Jahwe eine ethisch geprägte Ordnung, die an den Werten <strong>des</strong><br />

Guten und <strong>des</strong> Bösen orientiert und an den personalen Willen Gottes gebunden ist. Wie die<br />

Grundstruktur der alttestamentlichen Anthropologie auch im Neuen Testament ihre Gültigkeit<br />

hat, so ist der Dekalog auch das Grundgesetz <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong>, wenn auch in vertiefter Form<br />

oder in einer gewissen Vervollkommnung. Im Dekalog wird die Moral in Gott verankert,<br />

wodurch das Handeln <strong>des</strong> Menschen eine ganz spezifische Qualität erhält. Darin begegnet uns<br />

eine Grundwahrheit auch <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong>, die seit der Reformation allerdings (leider) ins<br />

Zwielicht geraten und mit manchen Missverständnissen belastet ist.<br />

Zunächst bezeugt der Dekalog, dass der Gott <strong>des</strong> Alten Testamentes der Hüter von Recht und<br />

Sitte ist, dass das Antlitz dieses Gottes ethisch geprägt ist und dass der Gott <strong>des</strong> Alten Testamentes<br />

dem Menschen eine ethisch geprägte Ordnung auferlegt, die letztlich als Nachahmung

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!