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Grundwahrheiten des Christentums - Theologie heute

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dung und die Polygamie eher nur am Rande oder gar nur in der Theorie, weshalb Jesus sich<br />

im Neuen Testament nicht von ungefähr gegen jede Form der Scheidung und der Polygamie<br />

wendet. Die Geleise zu diesem Denken waren irgendwie schon im Alten Testament gelegt.<br />

Bezeichnenderweise argumentiert Jesus, wenn er unauflösliche Einehe gebietet, mit dem Hinweis<br />

darauf, dass es ursprünglich keine Polygamie und keine Ehescheidung gegeben hat (Mt<br />

19, 8 f).<br />

Im fünften Gebot wird das ungesetzliche Töten verboten - das heißt nicht, dass hier Vegetarismus<br />

und Pazifismus geboten würden -, im achten Gebot wird die Unwahrhaftigkeit im öffentlichen<br />

Raum verboten, das falsche Zeugnis. Das fünfte Gebot hat sich in solchem Verständnis<br />

im Christentum durchgehalten, wenngleich es im Christentum umfassender ist und<br />

eine Vertiefung erfahren hat. Das achte Gebot hat durch das Neue Testament eine Weiterbildung<br />

erfahren und vom Neuen Testament her eine geradezu zentrale Stellung im Christentum<br />

erhalten. Das Ethos der Wahrhaftigkeit kommt im Neuen Testament noch vor dem Ethos der<br />

Gottes- und Nächstenliebe.<br />

Auffallend ist die soziale Gesinnung im Ethos <strong>des</strong> Alten Testamentes bzw. der Stellenwert,<br />

der der sozialen Gesinnung im Alten Testament zugesprochen wird. Auf Schritt und Tritt begegnen<br />

wir ihrer Thematisierung im Alten Testament. Das Eigentum wird geschützt, gleichzeitig<br />

aber wird <strong>des</strong>sen soziale Verpflichtung hervorgehoben. Die Arbeit erhält eine grundlegende<br />

Wertschätzung, wenn sie in Beziehung zum Schöpfungswerk Gottes gesetzt und als<br />

göttlicher Auftrag an den Menschen verstanden wird. Die soziale Gesinnung, die sich im Alten<br />

Testament in vielen Einzelbestimmungen manifestiert, die auch ein wesentliches Moment<br />

<strong>des</strong> <strong>Christentums</strong> ist und einen zentralen Platz in ihm einnimmt oder einnehmen muss, gründet<br />

letztlich im Menschenbild der Bibel, in der Anthropologie <strong>des</strong> Alten Testamentes, deren<br />

Grundaussage die unvergleichliche Würde ist, die bereits im Alten Testament dem Menschen<br />

eingeräumt wird, die Gottebenbildlichkeit <strong>des</strong> Menschen, die auch die wesentliche Gleichwertigkeit<br />

aller Menschen impliziert.<br />

Gemäß dem neunten und zehnten Gebot wird nicht nur die böse Tat verurteilt, sondern bereits<br />

die böse Gesinnung, aus der die böse Tat hervorgeht. Die Hervorhebung der Gesinnung im<br />

Zusammenhang mit dem Handeln <strong>des</strong> Menschen ist so etwas wie ein Grundgedanke <strong>des</strong> Alten<br />

Testamentes. Im Dekalog wird er zweimal thematisiert. Die Einbeziehung der Gesinnung<br />

in die ethische Wertung <strong>des</strong> Menschen ist religionsgeschichtlich ein Novum, wie manches

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