Grundwahrheiten des Christentums - Theologie heute
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einen und zum anderen ein Tag der Ruhe und der Freude für den Menschen. Der Sabbat galt<br />
als Zeichen <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>, und er wurde als ein ganz wesentliches Element der göttlichen Heilsordnung,<br />
als ein beson-deres Geschenk Jahwes an sein Volk, angesehen. Er ist ohne Parallele<br />
in der Alten Welt. Die Christenheit hat ihn später in modifizierter Weise übernommen. Von<br />
daher ist er zu einem Geschenk an die Menschheit geworden. Wenn Jesus sich im Neuen Testament<br />
als Herr über den Sabbat bezeichnet (Mt 12, 8; Mk 2, 28; Lk 6, 5), so geht es nicht<br />
um eine Relativierung dieses Tages oder um eine Relativierung <strong>des</strong> dritten Gebotes <strong>des</strong><br />
Dekalogs, sondern um die Ächtung der Kasuistik der Pharisäer.<br />
Im vierten Gebot fällt auf, dass hinsichtlich der Pietät beide Elternteile auf einer Stufe stehen.<br />
Darin deutet sich die Gleichstellung von Mann und Frau an, die auch schon in den beiden<br />
Schöpfungsberichten hervortritt. Ähnliches begegnet uns in keiner Religion. Wenn es Gen 2,<br />
24 im jahwistischen Schöpfungsbericht heißt „darum verlässt der Mann Vater und Mutter, um<br />
seiner Frau anzuhangen”, so muss man, da die Wirklichkeit anders war, in dieser Formulierung<br />
Kritik an den faktischen Verhältnissen erkennen und die Ebenbürtigkeit der Geschlechter<br />
als den eindeutigen Jahwe-Willen erkennen. Ebenbürtigkeit bedeutet allerdings nicht<br />
Gleichartigkeit oder Gleichheit. Das ist ein säkularer Irrtum, der sich <strong>heute</strong> dort ausbreitet, wo<br />
man sich von der Botschaft der Bibel abwendet. In der Sicht <strong>des</strong> Alten Testamentes ist die<br />
Frau nicht weniger Mensch als der Mann, wenn auch auf ihre Weise. Das Alte Testament geht<br />
davon aus, dass es den Menschen stets nur als Mann oder als Frau gibt, dass die Frau nicht auf<br />
den Mann, sondern auf Gott hin geschaffen ist, dass beide, Mann und Frau, den sel-ben Wesensgrund<br />
haben, die gleiche Unmittelbarkeit zu Gott und die gleiche Würde. Das wird<br />
faktisch immer dort vergessen, wo man sich von Gott abwendet und seinen Willen missachtet.<br />
Das Vergessen dieser ursprünglichen Schöpferidee ist die Folge der Sünde. Das wird auch<br />
deutlich in der weiteren Geschichte <strong>des</strong> Alten Testamentes, potenziert gleichsam in unserer<br />
Gegenwart.<br />
In Israel gründete die Ehe, zumin<strong>des</strong>t idealiter, in der personalen Liebe der Ehegatten zueinander.<br />
Dieses Faktum hat schon in alter Zeit Erstaunen und Bewunderung in den anderen Kulturen<br />
und Religionen hervorgerufen. Es fehlt nicht an alten Quellen, in denen das hohe Ethos<br />
der Geschlechtlichkeit und das vorbildliche Familienleben in Israel gepriesen werden. De facto<br />
hatte die Sexualmoral in Israel ein relativ hohes Niveau, wenngleich es hier auch die Scheidung<br />
und die Polygamie gab, aber bereits auf den ersten Seiten der Bibel wird die unauflösliche<br />
Einehe als die ursprüngliche Form der Ehe geschildert (Gen 2, 14), und es gab die Schei-