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Grundwahrheiten des Christentums - Theologie heute

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Ritschl (+ 1889) steht. Dogmenfeindlich sind aber auch jene Formen <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong>, die als<br />

rein praktisches Christentum firmieren, wie sie uns immer wieder seit der Reformation in<br />

jeweils neuer Akzentuierung begegnen. Das sind Strömungen, die in der Gegenwart erneut<br />

einen großen Einfluss gewonnen haben. Sie werden gefördert durch die ökumenische Ungeduld.<br />

Denn gerade das Dogma macht den ökumenischen Dialog mühsam und verhindert vorzeigbare<br />

Ergebnisse. Vielfach sucht man in der Ökumene <strong>heute</strong> Gemeinsamkeit um den Preis<br />

<strong>des</strong> Glaubens im Detail. Ich erinnere hier an die Gemeinsame Erklärung <strong>des</strong> Lutherischen<br />

Weltbun<strong>des</strong> und <strong>des</strong> Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen über die Rechtfertigungslehre,<br />

die am 31. Oktober 1999 in Augsburg unterzeichnet wurde, deren zehnjähriges Jubiläum<br />

in diesen Tagen euphorisch begangen wird.<br />

Vor der Unterzeichnung dieses Vertragswerkes, das schon 1997 erstellt worden war, erging<br />

die kategorische Aufforderung <strong>des</strong> Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, man müsse<br />

dieses Papier nun endlich ratifizieren. Das sagte er damals ungeachtet <strong>des</strong> Widerspruchs<br />

einzelner evangelischer Lan<strong>des</strong>kirchen und einer relativ großen Zahl von Theologen, eines<br />

Widerspruchs, der bis <strong>heute</strong> nicht verstummt ist. Der Widerspruch auf Seiten der katholischen<br />

Theologen war geringer als der auf Seiten der protestantischen, aber auch da gab es Widerspruch.<br />

Auf katholischer Seite konzentrierte er sich um die Gestalt <strong>des</strong> Münchener Theologen<br />

Leo Scheffczyk (+ 2005), der später zum Kardinal erhoben wurde. Die Tatsache, dass der<br />

Widerspruch auf Seiten der katholischen Theologen geringer war als auf Seiten der protestantischen,<br />

ist bezeichnend. Darüber wird sich der nicht wundern, der den Zustand der katholischen<br />

<strong>Theologie</strong> kennt, der im Allgemeinen sicher noch ein wenig besser ist als der Zustand<br />

der evangelischen <strong>Theologie</strong>, aber im Detail ist er oft geradezu erbarmungswürdig.<br />

Die immer wieder in der Geschichte <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong> auftauchende Tendenz, ein dogmenfreies<br />

Christentum als eine höhere Form <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong> oder auch als seine einzig authentische<br />

Form zu deklarieren, verstößt schon gegen die Gesetze der Logik. Der Glaube muss, sofern<br />

er nicht auf die „fi<strong>des</strong> qua“ verkürzt wird, lehrhaft formuliert werden und somit die<br />

Gestalt <strong>des</strong> Dogmas annehmen.<br />

Neuerdings wird die These, ein dogmenfreies Christentum sei eine höhere Form oder die<br />

einzig authentische Form <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong>, mit großem Nachdruck im New Age vertreten,<br />

und sie hat <strong>heute</strong>, allgemein gesehen, mehr Plausibilität als je zuvor, entspricht sie doch der<br />

genuinen Erwartung der Menschen. Wer will schon dogmatische Präzision? Obschon, wenn

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