Grundwahrheiten des Christentums - Theologie heute
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Dabei sind die Vorstellungen über diese Gestalt nicht leicht fassbar, vor allem variieren sie<br />
stark. Ich sagte schon früher, dass die Vorstellung eines Königs, eines Priesters und eines Propheten<br />
hier dominant sind. Aber man dachte auch an eine transzendente Gestalt, etwa in der<br />
Apokalyptik, oder an den Menschensohn, der als solcher bereits dem neuen Äon angehört, ihn<br />
aber gleichzeitig herbeiführt. Ob die Vorstellung eines leidenden Messias vorhanden war zur<br />
Zeit Jesu, darüber streiten sich die Gelehrten.<br />
Wenn man die Heilserwartung in Israel auf eine Formel bringen will, so kann man sagen: Sie<br />
ist eschatologisch, messianisch und soteriologisch, das heißt: Gott wird letztgültig und umfassend<br />
in die Geschichte seines Volkes eingreifen und seine Herrschaft herbeiführen, dieses<br />
Eingreifen aber erfolgt durch eine bestimmte Mittlergestalt, die zugleich Gott in seinem Handeln<br />
repräsentiert, und das Eingreifen Gottes wird dem Volk das Heil bringen.<br />
Die biblische Messiaserwartung wird man nicht auf rein natürliche Faktoren zurückführen<br />
können. In der Gestalt <strong>des</strong> Eschatologismus ist sie älter als das Königtum. Sie ist religionsgeschichtlich<br />
ein Rätsel, das sich so nur schwerlich herleiten lässt aus Geistesgeschichte der<br />
Menschheit. Die Antwort auf dieses Rätsel gibt aber der göttliche Ursprung dieser Vorstellung.<br />
Ihr natürliches Substrat ist die einzigartige Gottesvorstellung Israels, in der die Hilfsbereitschaft<br />
Jahwes, verbunden mit seiner Treue und seiner Barmherzigkeit, ein grundlegen<strong>des</strong><br />
Element darstellt.<br />
Die messianischen Texte <strong>des</strong> Alten Testamentes sind zum Teil schwierig zu deuten. In manchen<br />
Fällen muss man fragen, ob sie schon von Anfang an messianisch verstanden worden<br />
sind.<br />
Eine erste messianische Stelle begegnet uns im sogenannten Protoevangelium Gen 3, 15, wo<br />
von dem Kampf zwischen der Frau und der Schlange gesprochen wird. „Ich will Feindschaft<br />
setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deiner Nachkommenschaft und ihrer Nachkommenschaft...”,<br />
so heißt es im Zusammenhang mit der Sündenfallerzählung <strong>des</strong> Buches Genesis.<br />
Protoevangelium nennen wir diese Stelle, weil hier zum 1. Mal im Alten Testament die<br />
Rede vom Messias ist, faktisch.<br />
Altes Traditionsgut haben wird auch in den Weissagungen Gn 9, 24, das ist der Segen <strong>des</strong> Noah<br />
über Sem und seine Nachkommen (aus ihnen soll das Heil für die Welt hervorgehen), und