Grundwahrheiten des Christentums - Theologie heute
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das allerdings schwierig, weil man sich dann nach einer Arbeit und nach einem Lebensunterhalt<br />
umsehen muss. Im Fall Lüdemann ist das in<strong>des</strong>sen einfacher, weil er dank <strong>des</strong> guten<br />
Verhältnisses von Kirche und Staat durch seine Beamtenstellung lebenslänglich abgesichert<br />
ist.<br />
Halten wir also fest: Das Zentrum der Offenbarungsgeschichte ist die Gestalt Jesu von Nazareth,<br />
den die Anhänger dieses Jesus als den Christus bekannten, von Anfang an, von dem<br />
sie bekannten, dass in ihm Gott selber ein Mensch geworden sei. Das Christentum ist als<br />
Glaube wesentlich Hingabe an die Christusgestalt, die das Zentrum <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong> ist.<br />
Durch die Hingabe an die Christusgestalt gewinnt der Christ im Glauben eine neue Daseinsweise.<br />
Das Schicksal <strong>des</strong> einzelnen Menschen, der Menschen allgemein und der Welt hängt,<br />
so lehrt das Christentum, an der Gestalt Jesu von Nazareth. Es gibt kein Heil, es sei denn<br />
durch ihn und durch das, was er zum Heil der Menschen gewirkt hat. Dieser Jesus von Nazareth<br />
ist so bedeutend für das Christentum, dass man sagen muss: Alles, was der Christus-gestalt<br />
vorausgeht, ist Vorgeschichte, was ihr nachfolgt, ist Auswirkung dieses Ereignisses 114 .<br />
Während die Vorgeschichte sich über mehr als 1000 Jahre hin erstreckt, währt die Nachgeschichte<br />
nur einige Jahrzehnte. Sie dient der rechten, der authentischen Interpretation <strong>des</strong> Christusereignisses<br />
im Heiligen Geist. Sie, die authentische Interpretation, ist das entscheidende<br />
Thema aller neutestamentlichen Schriften. Sie gehören allesamt noch zur konstitutiven Phase<br />
der Offenbarung oder zu der Phase der Begründung <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong>. Auf sie, auf die Schriften,<br />
folgt dann die Glaubens- oder auch Dogmengeschichte, in der die konstitutive Offenbarung,<br />
das „depositum fidei“ - wie es in der Sprache <strong>des</strong> katholischen <strong>Christentums</strong> heißt -, interpretiert<br />
und auf die jeweilige Situation hin ausgelegt wird.<br />
Wie das Alte Testament lehrt, ist die Vorgeschichte der Menschwerdung Gottes eine Geschichte<br />
der menschlichen Schuld. Sie prägt sich aus in der Ursünde und in der wachsenden<br />
Verfallenheit der Menschheit an die Sünde. Sie ist bestimmt von der Hoffnung auf die Erlösung.<br />
Im Christusereignis wird diese Hoffnung grundlegend erfüllt. Ohne die Ursünde, wie<br />
immer man sie versteht, verliert die Erlösung ihren Sinn. Die Ursünde ist der Angelpunkt der<br />
Erlösung. Die Erlösung hat die Ursünde zur Voraussetzung. Wenn es diese nicht gibt, ist die<br />
Erlösung gegenstandslos. Das Zentrum der Offenbarungsgeschichte ist die Gestalt Jesu, <strong>des</strong><br />
Christus, in dem Gott gemäß dem christlichen Glauben ein Mensch geworden ist, der Mensch<br />
geworden ist um der Erlösung der Menschheit willen. Von daher muss das Christentum<br />
114 Michael Schmaus, Das Wesen <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong>, Westheim b. Augsburg 1947, 26.