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Grundwahrheiten des Christentums - Theologie heute

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bilden, so bilden die verschiedenen Konfessionen miteinander das eine Christentum. Diese<br />

verschiedenen Auffassungen von dem, was das Christentum ist, belasten die Ökumene, in der<br />

man sich vielfach gar keine Rechenschaft gibt über die Verschiedenheit der Zielvorstellungen,<br />

die man mit der ökumenischen Arbeit verbindet. Wenn es so ist, dass das Christentum<br />

ein Gattungsbegriff über den verschiedenen Denominationen ist oder auch der Inbegriff der<br />

Gemein-samkeiten der Konfessionen, dann ist das Ziel der Ökumene im Grunde schon erreicht,<br />

weil die verbleibenden Verschiedenheiten dann legitim sind. Darüber gibt man sich<br />

allerdings vielfach nicht oder nicht genügend Rechenschaft, denn wenn das Ziel der Ökumene<br />

schon erreicht wäre, verlöre sie, die Ökumene, ihren entscheidenden Impuls. Diese ist nach<br />

wie vor faktisch der Überzeugung, dass es nur ein Christentum geben kann und dass jede<br />

Form von Heterodoxie die Offenbarung verfälscht, dass ein äußerer Zusammenschluss der<br />

Konfessionen, die Abschwächung der Lehrunterschiede oder ihre kompromisshafte Überbrückung<br />

eine Verzerrung der Ökumene darstellt und die Ökumene als solche <strong>des</strong>avouiert, indem<br />

sie das Gespräch über die Wahrheit und über das rechte Verständnis der Intention <strong>des</strong><br />

Stifters <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong> zu einer pragmatischen Verhandlung macht. Schon wenn man man<br />

die Zweigtheorie und mit ihr die Theorie von der unsichtbaren Kirche vertritt, braucht man<br />

keine ökumenischen Gespräche mehr, oder man führt den Dialog nur noch um der pragmatischen<br />

Zusammenarbeit willen.<br />

Sind die Unterschiede zwischen den Konfessionen legitim, so braucht man keine Gespräche<br />

mehr. So braucht man keine Ökumene mehr, weil das ökumenische Ziel bereits erreicht ist.<br />

Die pragmatische Zusammenarbeit ist zwar wichtig, aber ist, wie im Grunde alle wissen, nicht<br />

das eigentliche Ziel und der eigentliche Sinn der Ökumene. Eine Ökumene, die nicht auf die<br />

Einheit in der Wahrheit geht, die die Liebe an die Stelle der Wahrheit setzt und die dementsprechend<br />

die Lehrunterschiede abschwächt oder kompromisshaft überbrückt, verfehlt sich<br />

gegenüber dem Einheitsprinzip <strong>des</strong> <strong>Christentums</strong> und gegenüber dem damit verbundenen<br />

Wahrheitsanspruch.<br />

Wenn die Liebe an die Stelle der Wahrheit tritt oder wenn sie die Wahrheit verdrängt, wird<br />

die Wahrheit zu einem Zerrbild ihrer selbst. Hier ist an die für das Christentum sehr bedeutsame,<br />

wenn nicht gar zentrale Stelle <strong>des</strong> Epheserbriefes zu erinnern, die programmatisch ist<br />

nicht nur für die Ökumene, sondern für das ganze christliche Leben, die Mahnung, die Wahrheit<br />

in Liebe zu tun (Eph 4,15), „veritatem facientes in caritate“ 122 . Jesus stritt sich mit den<br />

122 Vgl. Arnold Rademacher, Art. Christentum, in: Lexikon für <strong>Theologie</strong> und Kirche, Bd. II, Freiburg 1 1931, 910.

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