Grundwahrheiten des Christentums - Theologie heute
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gegnet, da ja nach dem Willen Gottes alle Menschen gerettet werden sollen und demgemäß<br />
wenigstens die Gelegenheit dazu erhalten müssen, einen übernatürlichen Glaubensakt zu setzen,<br />
implizit natürlich, nicht explizit. Das folgt zwingend aus dem allgemeinen Heilswillen<br />
Gottes. Wohlverstanden geht es hier um eine übernatürliche Begegnung mit Gott. Wo der Ort<br />
dieser Begegnung ist und wie sie im Einzelnen erfolgt, das kann man nicht sagen, das weiß<br />
Gott allein. Mit Sicherheit erfolgt sie nicht allgemein in den Religionen, denn diese enthalten<br />
nicht wenige Irrtümer. In den Irrtümern aber kann Gott sich nicht offenbaren. Dann würde er<br />
sich selbst widersprechen, was nicht möglich ist. In den Irrtümern der Religionen kann Gott<br />
sich nicht offenbaren. Wohl aber in den Wahrheitsmomenten der Religionen oder in bestimmten<br />
Wahrheitsmomenten in den Religionen. Dass er das tut, liegt immerhin sehr nahe, wenngleich<br />
wir darüber keine Sicherheit haben.<br />
Daraus folgt, dass, wenn ein Mensch gerettet wird, wenn ihm das übernatürliche Heil geschenkt<br />
wird, er gerettet wird nicht durch die nichtchristliche Religion - so sagt es Rahner etwa<br />
- sondern trotz dieser seiner Religion.<br />
Das Christentum hat sein Fundament in einer geschichtlichen Offenbarung, in einer Offenbarung,<br />
die innerhalb der Geschichte evolutiv, das heißt: sich mehr und mehr entfaltend, an<br />
die Menschheit ergangen ist - in einem Zeitraum von mehr als 1000 Jahren. Das ist bedeutsam.<br />
Das Christentum hat somit einen geschichtlichen Ursprung. Es ist nicht aus dem Mythos<br />
hervorgegangen oder aus Mythen, sondern aus der konkreten Geschichte, die sich als Offenbarungsgeschichte<br />
verstanden und ausgewiesen hat.<br />
Von daher ist es falsch, das Christentum als Mythenglauben zu verstehen. Es hat sein Fundament<br />
mitnichten in überkommenen Mythen, wie das bei den antiken Volks- und Mysterienreligionen<br />
der Fall ist, sondern eben in der Geschichte.<br />
Der Mythos ist ungeschichtlich. Mythen sind Erzählungen, Phantasien, in denen die Völker<br />
der Antike ihren Ideen, Vorstellungen oder auch Vermutungen und Ahnungen im Hinblick<br />
auf große, mächtige Ereignisse aus der Urzeit Form und Gestalt verliehen haben. In den Mythen<br />
wird von Ereignissen berichtet, die „ihrer Natur nach außerhalb der bekannten alltäglichen<br />
Menschenwelt“ liegen, von denen berichtet wird, die aber nicht stattgefunden haben 71 .<br />
Mythen sind Göttergeschichten, sie sind der Niederschlag menschlicher Phantasie und<br />
71 Johannes L. Dankelman, Christsein in dieser Zeit. Lebensanschauung der modernen Katholiken, Bd. 1: Der Glaube an<br />
Gott, Freiburg 1964, 38 f.